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Alt 08.01.2008, 01:05
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meliur meliur ist offline
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Standard AW: Alltag nach der Darm-OP

Liebe Leena,

zwar hast Du mich in Lunas Thread gefragt, aber ich will Dir mal in meinem eigenen antworten auf Deine Frage, wie die Trauerfeier für meine Freundin war. Ja, was soll ich sagen...
Der Rahmen war schön. Außer dem Pastor haben nur noch drei andere geredet, Antonias und mein Professor (und Ex-Doktorvater), der auf sehr anrührende Weise Akademisches und Menschliches verband, ihr Vater und ich. Ich hab nur einen einleitenden Satz und ein Gedicht gesprochen. Mein Freund hat zwei Stücke aus Bachs Cello-Suiten gespielt und ein gemeinsamer Freund, der Antonia auch von unseren Gartenfesten kennt, hat zum Ein- und Auszug sehr schöne Stücke auf der Orgel gespielt. Als wir zur Urnenbeisetzung raus sind, regnete es in Strömen, irgendwie passte das zur Stimmung. Ich war noch nicht so oft auf Beerdigungen, aber noch nie kannte ich fast alle Leute so wie diesmal. Viele von Antonias Freunden, die durch sie auch meine geworden waren, habe ich seit Jahren zum ersten Mal wieder gesehen. Eigenartige Stimmung. Einigen habe ich ein bisschen von ihren letzten Tagen erzählt. Viele wollten auch wissen, wie es mir, die ich auch Krebs habe, mit ihrem Tod geht. Da wurde mir erst klar, dass das für mich zwei ganz getrennte Dinge sind. Ich KAM überhaupt nicht drauf, an mich zu denken, Antonia war wichtig (und ist es irgendwie immer noch)!
Die Feier war um 12:00 mittags, danach saß man noch in einem Gasthaus, mein Freund und ich sind erst gegen 18:30 heimgekommen - und dann erst haben wir gemerkt, dass wir beide völlig fertig sind. Irgendwie haben sich die letzten Wochen, die wir Antonia begleitet haben, und der viele Kontakt zu Freund und Eltern von ihr währenddessen und im Anschluss dann doch mit Macht bemerkbar gemacht. Und auch jetzt noch könnte ich nur schlafen.
Weinen musste ich noch kaum. Irgendwie bin ich dafür vielleicht noch zu fassungslos. Ich werde wohl erst ganz langsam, nach und nach begreifen, dass sie wirklich nicht mehr hier "unten" bei uns ist. Ich sie nicht mehr anrufen kann. Ich schaff es noch nicht, ihre Nummer auf meinem Handy aus dem Verzeichnis zu löschen. Wir haben uns, wann immer es ging, gegenseitig zu den Untersuchungen begleitet, aufeinander gewartet im Wartezimmer. Von ihr habe ich gelernt, dass das guttut, sie ist nämlich einfach fraglos mitgegangen und hat meine Einwände nicht gelten lassen. Und sie hatte doch ziemlich Recht
Ich habe es ihr vor und nach ihrem Abschied gesagt, dass ich hier noch einiges zu tun habe und erst später nachkomme. Was wir vorher zusammen gemacht haben, unseren gemeinsamen Kampf gegen den Krebs, den mache ich jetzt weiter. Und guck dabei immer mal wieder nach oben und schick einen dicken Gruß zu ihr.

Und weil ich hier eine alte Frage von Dir sehe, dämmert mir: Noch immer habe ich keinen Bescheid aus Bayreuth bekommen in Sachen Pathologie nach der Kolo im November. Da klemm ich mich jetzt aber mal schwer dahinter!

Einen lieben Gruß,
meliur

Geändert von meliur (08.01.2008 um 01:08 Uhr)
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