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Alt 27.12.2007, 01:06
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rezzan rezzan ist offline
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Standard AW: Angst, dass wir daran zerbrechen

Hallo Wölkchen,

ich kann kaum nachvollziehen, was genau du da gerade durchmachen musst. Mit Alkoholikern habe ich keine oder kaum Erfahrung, kann mir aber vorstellen, dass es im Zusammenspiel mit einer Krebserkrankung in der Familie der nackte Horror sein muss. Wie gesagt, ich möchte erst gar nicht wagen mir darüber ein richtiges Bild machen zu können. Was ich allerdings gut nachvollziehen kann, ist die ungeheure Belastung, die man als Tochter einer Erkrankten durchmacht. Da muss ich dir nichts weiter erzählen, das Hoffen, Angst haben, das Wegrennenwollen, das Dableiben wollen, tausend Gefühle, die in einem Achterbahn fahren. Eine verdammt schwierige Situation und jeder kann nur für sich entscheiden wie weit er sich darauf einlassen will und kann. Es ist keinem damit geholfen, wenn du daran zerbrichst.

Warum ich dir aber schreibe, hat einen anderen Grund. Dein Bruder. Bei allem Verständnis für deine Überforderung und deinem Bedürfnis nicht selbst an dieser Scheiße zugrunde gehen zu wollen – da ist noch ein Kind. Und spätestens da kann ich nicht mehr verstehen, wie du dich dieser Verantwortung entziehen willst. Alle anderen, auch du trotz deiner jungen Jahre, seid erwachsen, und bis zu einem gewissen Punkt auch selbst verantwortlich für euer handeln. Aber dein Bruder nicht. Und da teile ich die Meinung der anderen Poster nicht. Das ist unfassbar, dass du diesem Leid einfach so zusiehst und dich vorrangig um deines kümmerst. Einfach nur unfassbar. Wenn du selbst nicht die Kraft hast oder es nicht willst, so könntest du vielleicht mal versuchen von Außen Hilfe für ihn zu bekommen. Oder willst du dem ganz einfach zusehen und in einigen Jahren dann vielleicht irgendwo posten, wie schlimm dich das Schicksal mit einem alkoholkranken Bruder gebeutelt hat? In dem Punkt kann ich leider nur so deutlich werden. Das kann ich nicht verstehen und das ist einfach nur grausam. Wenn es um Kinder geht, die keine Wahl haben, dann muss man sich selbst auch mal zurück nehmen können. Was hindert dich für ihn Hilfe zu suchen? Er kann im Gegensatz zu dir nicht einfach die Tür zumachen und in seine Wohnung gehen.

Ich wünsche dir und deiner Familie die Kraft irgendwie klarzukommen. Vor allem die Kraft mal ein paar Prioritäten zu setzen. Es dreht sich eben nicht immer alles nur um einen selbst.

Rezzan
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