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Alt 26.12.2007, 11:52
schwarzekatze2103 schwarzekatze2103 ist offline
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Standard AW: Soll ich meine Tränen unterdrücken??

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Zitat von esperanza Beitrag anzeigen

Ihr Lieben,
Seit vielen Momenten bin ich stiller Zaungast im Forum, habe viel Freud und Leid unter den Teilnehmern mitbekommen und nun habe ich erstmals das Gefühl, selber auch ein Zeichen setzen zu müssen - vielleicht auch in der Hoffnung, etwas Trost bei euch finden zu können: Meine einstmals sprühende, lustige und herzensgute Mama muss sich nunmehr der Krebskrankeit beugen. Sie ist sehr schwach und abgemagert und es war heute ein wahnsinniger Kraftakt für sie, mit mir zusammen ein Hospiz zu besichtigen. In all den Momenten der Angst und Hilflosigkeit der letzten Monate bin ich vor ein paar Tagen vor ihr in Tränen ausgebrochen - ich konnte es einfach nicht mehr zurückhalten und es war das erste Mal, dass ich vor ihr die Fassung nicht bewahren konnte. Im Nachhinein empfand ich es für mich als befreiend, einfach mal zu heulen im Angesicht der Endlichkeit, doch heute schaute meine Mama mich lange an und sagte: "Kind, (----das Kind, sprich ich, bin 43 Jahre alt----), weine doch nicht um mich, ich möchte das nicht mehr sehen................habe ich etwas falsch gemacht: möchte sie, dass ich sie gehen lasse, mache ich ihr noch mehr Sorgen durch meine eigene Traurigkeit oder möchte sie, dass ich meine Fröhlichkeit bewahre??? Wir waren unser ganzes Leben immer gute Freundinnen, speziell in Anbetracht, dass mein Vater (ihr Mann) bereits vor 28 Jahren gestorben ist und sie immer alleine war, habe ich sie unterstützt, wo immer es ging, war bei ihr nach Operationen, Chemotherapien, habe sie zur Kur begleitet etc. .............
Das erste Mal habe ich das Gefühl, dass sie im Begriff dazu ist, sich vom irdischen Leben - und damit auch von mir - zu verabschieden und zurückzuziehen in die Welt der guten Engel.
Wie sind eure Erlebnisse und Gefühle hinblicklich einer ähnlichen Situation. Darf ich daran teilhaben??

Ich danke euch von Herzen für eure Antwort


eure Esperanza
Liebe Esperanza,
ich wünsche Dir erstmal frohe Weihnachten (so weit es eben geht..) ;-)
Auch ich habe so eine ähnliche Situation, oder wie Francie, oder wie....!
Es gibt leider viel zu viele die davon betroffen sind. Aber ich möchte mich dir erstmal vorstellen. Ich bin 27 Jahre alt und bin mit einem Mann verlobt, von dem ich nun auch wohl sehr bald Abschied nehmen muss. Er hat Leberkrebs im Endstadium und ist 32 Jahre jung. Die Ärzte haben ihn schon im November für austherapiert erklärt. Eine Welt ist für uns zusammen gebrochen.
Ich selber kenne ihn nun erst seit guten zwei Jahren und den eigentlichen Kampf gegen den Krebs trägt er seit vollen 7 Jahren! Ich bewundere ihn sehr, dass er soooo lange schon durchhält, obwohl er am Anfang schon fast für "hoffnungslos" tituliert worden ist. Denn mit der Diagnose "Bauchspeicheldrüsenkrebs" ist man schon fast mit einem Bein bei den Engeln. Doch er hatte damals einen begnadeten Chirugen, der ihm den 1,5 kg schweren Tumor aus seinem Bauch rausgeholt hatte. Er schwebte in Lebensgefahr und seine Familie damals hatte ihn auch schon fast aufgegeben. Aber er kämpfte. Sein starker Wille und das Verlangen nach dem Leben hat ihn am Leben gelassen. Wie gesagt, noch weitere sieben Jahre. So das wir uns noch kennen lernen konnten. :-) (Leider hatte der Tumor von der Bauchspeicheldrüse schon gestreut, so dass er seitdem in der Leber sitzt und hinterm Brustbein) Jetzt seit November allerdings, seit wir das "Aus" von den Ärzten bekommen haben, ist jeglicher Kampfeswille von ihm gewichen. Es ist genau das, wie du es mit deiner Mama beschrieben hast. Sein Körper gleicht einer ausgemergelten Statue fast ohne Leben. Nur zeitweise hat er noch "lichte" Momente, bei denen er voll da ist und man sich mit ihm vernünftig unterhalten kann. Sonst schläft er viel.
Noch immer habe ich arge Schwierigkeiten wirklich los zu lassen. Und ich denke, dass es dir mit deiner Mama genauso geht. Doch, ich denke, WIR MÜSSEN! Wir können uns nicht dagegen wehren. Und wenn wir es nicht akzeptieren würden, würden wir selber irgendwann daran zerbrechen. Übrigens musste ich diese Erfahrung jetzt schon 2 mal durchmachen. Das 1. Mal ist auch noch gar nicht so lange her. Meine 2. Mama (die neue Frau von meinem Vater) ist auch vor knapp zwei Jahren an Knochen/Lymphdrüsenkrebs gestorben. Dort habe ich es nicht wirklich mit erlebt, da ich schon meinen eigenen Haushalt hatte und ich nur manchmal zu Besuch da war. Dennoch werde ich den letzten Besuch bei ihr im Hospiz nicht vergessen. Es war ein schrecklicher Anblick und ich war erschüttert, was eine Krankheit aus einen lieben herzensguten Menschen machen kann. Dennoch bleibt die Erinnerung an den noch gesunden Menschen und die sollte man sich dringend bewahren. Ich wünsche Dir viel Kraft das Schicksal von deiner Mama durchzustehen.
PS: Dein Gefühl, dass sich deine Mama wohl schon von Dir / Euch verabschiedet, denke ich, täuscht dich nicht. Ich denke, im Inneren weiß man, wann es soweit ist, zu gehen. Ich denke, deine Mama weiß es und mein Mann weiß es auch...
Lieben Gruß schwarzekatze2103

Geändert von schwarzekatze2103 (27.12.2007 um 16:58 Uhr)
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