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Alt 21.12.2007, 14:41
esperanza esperanza ist offline
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Standard AW: Soll ich meine Tränen unterdrücken??


Liebe Francie
Ich freue mich, dass ich von dir wieder lesen durfte......überhaupt fühle ich mich hier im Forum seltsamerweise geborgener als in "meiner" Welt ("meine Welt" ist bis auf den Umstand, dass meine rechte Niere funktionsuntüchtig ist, die "Welt der Gesunden"..........und dennoch: von dieser, meiner Welt fühle ich mich im Moment einfach nur unverstanden - ich mache jetzt immer wieder die Erfahrung, dass meine Umgebung gar nicht teilhaben kann oder möchte? an den Aengsten und Sorgen von krebskranken Menschen und deren Angehörigen.
Ich suche gar kein Mitleid und erwarte auch nicht, dass mir stundenlang zugehört wird, bin aber auch nicht für oberflächliche Gespräche zu haben.....
heute nachmittag habe ich die Koffer für meinen Mann und meine 5-jährige Tochter gepackt - geplant war ein Familienurlaub im Schnee bis zum 6. Januar - auf Grund der schlechten Verfassung meiner Mama habe ich mich jedoch entschieden, zu Hause zu bleiben. Mann und Kind sollen ruhig in Urlaub fahren, ich möchte, dass sie sich freuen und sich erholen-------
Leider hat sich Mama (das war zumindest die Momentaufnahme von heute morgen) gegen das Hospiz entschieden, sie klammert sich mit aller Macht an ihre Wohnung. Nebst dem Endstadium Krebs ist sie auch beinahe erblindet - sie kann sich nur noch in ihrer Wohnung zurecht finden, weil alles haargenau an seinem Plätzchen liegt. Morgen (Samstag) werden wir wieder einen Arzttermin haben - ihr Arzt kommt zum Hausbesuch und danach werden wir uns einfach treiben lassen........ein kleiner Spaziergang...zuhören........was auch immer. Ich könnte mir eine Pflege zu Hause ja vorstellen, wenn professionelle, externe Unterstützung hinzugezogen wird, aber leider sträubt sich meine Ma dagegen..........erstaunlich, welche Kräfte sie dann freisetzen kann, um ihren Willen kundzutun......Und letztendlich soll ihr Wunsch weitmöglichst respektiert werden, aber was, wenn sie weiterhin jede Hilfe von Fremden verweigert??? Die nächsten 2 Wochen sind ja kein Problem: meine Familie weilt in den Ferien und ich werde in dieser Zeit bei Ma wohnen (sie wohnt 50 km entfernt), mir die Betreung teilen mit meiner Schwester, aber was kommt danach, sofern sie dann überhaupt noch hier bei uns ist?????????? Manchmal bin ich schon verzweifelt und hilflos, weil all meine Gedanken oder gutgemeinten Ideen irgendwo in der Sackgasse landen. Ich getraue mich kaum, an ein morgen oder übermorgen zu denken, weil diese Gedanken ins Nimmerleinsland führen, handkehrum würde ich gerne einige Vorkehrungen treffen. Ich kann es anschauen, wie ich will, ich drehe mich nur im Kreis........doch so ist es Gott sei Dank nicht immer: rückblickend erkenne ich, dass auch ich an dieser Situation wachsen durfte und darf. Ich kann Dinge tun, die ich früher niemals für möglich gehalten hätte, sei es Ma's Körperpflege, Hilfe auf der Toilette usw.. Das klingt verrückt, aber sie kommt mir dann oft vor wie mein eigenes Kind, wenn sie mich mit ihren blinden Augen anlächelt und den Kopf an meine Brust legt............in solchen Momenten könnte ich heulen (vielleicht lerne ich es noch besser ??? und merke, wie sich die Rollen vertauscht haben.

Liebe Francie, ich habe aus deinen Zeilen gefolgert, dass du einen Mann und Eltern hast, die für dich da sind. Du selbst hast mit deinen jungen Jahren äusserst schwierige Zeiten hinter dir und dennoch findest du Worte des Trosts für andere Mitmenschen. Dafür empfinde ich aufrichtige Hochachtung und ich wünsche dir über diese Tage, die uns ja wohl alle etwas besinnlicher stimmen, viele glückliche und unvergessliche Momente im Kreis deiner Nächsten.


Alles liebe wünscht dir


Esperanza
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