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Alt 05.12.2007, 14:37
Zicke Zicke ist offline
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viel spaß beim lesen!

dat zickchen


DIE MUTIGE KLEINE GURKE

Es war einmal eine kleine Gurke, die lag mit all den anderen Gurken in ihrer Kiste beim Gemüsehändler. Sie war ein bisschen kleiner und ein bisschen krummer als die anderen Gurken. Und ihr war so langweilig! Sie guckte nach links…alles langweilig. Sie guckte nach rechts…alles langweilig. Sie reckte sich und streckte sich und guckte über ihren Kistenrand. Nach links--he, da lagen die Paprika! „Hallo, ihr da drüben! Hallo, Paprika!“ rief die Gurke. Aber die Paprika antworteten nicht. Sie schaute nach rechts—da waren die Tomaten! „Hallo, ihr da drüben! Hallo, Tomaten!“ rief die Gurke. Aber die Tomaten antworteten nicht!

‚So ein Mist!’ dachte die Gurke. ‚Mir ist langweilig und die anderen wollen nicht mit mir reden. Nicht die hochnäsigen Paprika auf der linken Seite, die meinen, sie wären was besonderes, weil sie so viele Farben haben.` die Gurke schnaubte verächtlich.

‚Und die doofen Tomaten auf der rechten Seite reden auch nicht mit mir. Nur weil sie bei Kindern so beliebt sind, weil man Tomatensauce aus ihnen machen kann und sie auf jeder Pizza sind, halten sie sich für was Besseres…ich hör sie doch, wenn sie miteinander tuscheln!’ wieder schnaubte die Gurke, allerdings klang sie ein bisschen traurig, mit diesem von unterdrückten Seufzern kaum noch zu hörenden Schnauben.

„Ich bin auch etwas besonderes!“ rief die Gurke. „Ich beweise es euch! Ich gehe weg und werde die berühmteste Gurke der Welt!“ Sie guckte nach links…aber die Paprika reagierten überhaupt nicht. Sie blickte nach rechts…aber auch die Tomaten taten so, als hörten sie nichts. Niemand bewegte sich, nicht ein Tuscheln war zu hören.

Und die anderen Gurken? Nun, wir wollen mal ganz ehrlich sein…die anderen Gurken mochten die kleine Gurke nicht besonders. Die anderen Gurken fanden, als Gurke sollte man lang und gerade in der Kiste liegen, bis man gekauft wurde. Denn das ist seit Generationen das, was Gurken tun. Da wird einem nicht langweilig und vor allem hat man nicht das Bedürfnis, sich mit hochnäsigen Paprika und doofen Tomaten zu unterhalten!

Als die kleine Gurke merkte, dass niemand reagierte, nahm sie all ihren Mut zusammen und hops! hüpfte aus der Gurkenkiste mitten auf den Bürgersteig! „Aua!“ rief sie, als sie auf dem Bauch landete. Und “uahhh!“ schrie die kleine Gurke, als sie geradewegs auf die Straße zurollte. Mit einen kleinen ‚plopp` fiel die Gurke vom Bürgersteig in eine große Pfütze! Da blieb sie auf dem Rücken liegen, starr vor Schrecken. So hatte sie sich den Sprung in die Freiheit nicht vorgestellt! Sie kniff die kleinen Gurkenaugen zusammen, um angestrengt darüber nachzudenken, wie sie denn jetzt aus dieser Pfützenpatsche wieder heraus kommen sollte.

Sie hörte das Rauschen der Reifen auf dem Asphalt, als die Autos an ihr vorbei fuhren. Sie hörte das Klackern der Absätze, als die Menschen an ihr vorbeigingen. Plötzlich hörte sie das Hecheln eines Hundes. Eines wohl ziemlich großen Hundes, so laut, wie der hechelte! Ganz, ganz vorsichtig öffnete unsere kleine Gurke ein Äuglein und linste vorsichtig in die Welt. Wow! Eine riesige schwarze Dogge stand direkt über unserer kleinen Gurke und schnupperte an ihr herum! Die Dogge wedelte und freute sich und fing an, aufgeregt zu rufen: “Ein Stöckchen! Ein Stöckchen! Frauchen guck, ein Stöckchen!“ Bevor die kleine Gurke etwas machen konnte, schnappte der Hund auch schon zu. Die kleine Gurke schickte ein Stoßgebet zum Himmel: „Lieber Gurkengott, Hilfe!“.

Wieder kniff die kleine Gurke die Augen zusammen. Wie gerne wäre sie jetzt in der Gurkenkiste bei den anderen Gurken! Recken und strecken würde sie sich, damit sie genauso lang und gerade wäre wie die anderen. Als Stöckchen von einem Hund gefressen zu werden, war nun wirklich kein schickliches Ende für eine Gurke mit Stammbaum! Und der Gurkengott hatte ein Einsehen, denn wie sonst kam es wohl, dass die Kinder, die mit der großen schwarzen Dogge leben, in diesem Augenblick angelaufen kamen? „Nein, Frau Schmitt! Aus!“ rief das größere der beiden Mädchen. Und „OHH, Frau Schmitt! Das ist doch eine Gurke!“ rief das kleinere. Die Gurke fühlte, wie der feste Griff der Hundezähne um ihren Körper sich löste und sie fühlte, wie weiche Kinderhände sie auffingen. Vorsichtig blinzelte sie mit einem Auge…

„Oh, guck mal, Lisa!“ rief das große Mädchen. „sie blinzelt mich an!“. Die kleine Gurke fühlte eine sanfte Kinderhand, die ihren Rücken streichelte und hörte das kleine Mädchen sagen: „Gib sie mir, Vivian, ich glaube, sie hat Angst vor Frau Schmitt!“ Zärtlich hielt jetzt das kleine Mädchen die Gurke in ihrer Hand, streichelte und kitzelte sie ein bisschen… Da musste unsere kleine Gurke lachen! Sie lachte und lachte, denn sie war noch nie vorher gekitzelt worden! Auch die Kinder lachten jetzt, denn sie hatten noch nie eine kitzelige Gurke gesehen! „Die essen wir aber nicht!“ flüsterte Lisa ihrer großen Schwester ins Ohr. „Nein, die essen wir nicht!“ flüsterte Vivian zurück. „Die nehmen wir mit und machen es ihr schön bei uns, das wird jetzt unsere Hausgurke!“

Da fühlte sich die kleine Gurke sehr lieb gehabt und schmiegte sich an. Aber als die Kinder mit der Gurke im Arm nach Hause gingen, schaute die kleine Gurke noch einmal zurück zu all den anderen Gurken und den Paprika und den Tomaten…und streckte ihnen die Zunge raus! „Ätsch! Mut muß man haben, dann wird man nicht gegessen!“ rief sie ihnen zu!