[Heike 1963]

Hallo Michi,

ist die Hose voller als das Herz, läßt es sich schwer kämpfen.

Ich kann mich meinen Vorschreiberinnen nur anschliessen und Dir empfehlen, die Chemo positiv anzunehmen und Dir die Zeit der Infusion so gemütlich wie sonstwas zu gestalten. Hört sich blöd an, aber es tut gut jemanden Vertrautes mitzunehmen, etwas zu spielen oder ein gutes Buch oder den MP3-Player, vielleicht einen leckeren kleinen Imbiss mitzunehmen. Zieh Dir was Kuscheliges an, mit der Zeit fängt der Körper an zu frieren, weil die Cocktails sehr stark gekühlt sind. Verwöhne Dich während der Zeit und schicke gute Gedanken mit dem Cocktail in Deine Venen. Und, sprich mit Deinem Körper, das jetzt eine harte Zeit bevorsteht, Du ihm das aber antun mußt, damit ihm der Krebs nichts mehr anhaben kann. Manche arbeiten ganz stark mit Visionen. Versuche herauszufinden, mit welcher Weise Du Dich anfreunden kannst. Vielleicht schaust Du auch vor Donnerstag einfach mal die Räumlichkeiten an, sprichst mit den Leuten vor Ort? Das kann Dir auch die Angst nehmen.

Nach den Infusionen plane etwa 3 Tage Übelkeit ein, dann geht es meist von Tag zu Tag besser und Du kannst ganz 'normal' Deiner Wege gehen. Die Übelkeit verhält sich in etwa so, als hättest Du tags zuvor einen über den Durst getrunken, gefrühstückt und weißt nicht, ob es drinnen bleiben will. Da hilft immer mal etwas Aufsaugendes zu essen, trockenes Weissbrot oder so, das saugt die Säure der Chemo auf. Die Medis nicht vergessen und den Oberkörper halbhochlagern, dann fließt die Magensäure nicht in die Speiseröhre. Viel trinken ist auch angesagt, wie ein Kamel vor dem Wüstenritt.

Ganz wichtig, bleib positiv.

Die Haare können allerdings schon am 15. - 17. Tag ausgehen. Das ist verschieden, wie Du bei Helga sehen konntest. Wollt das nur schreiben, das Du nicht in Panik verfällst, wenn es früher bei Dir eintritt. Ich hab mir immer eingeredet, das das ein gutes Zeichen ist. Denn wenn die Chemo die schnellwachsenden Haarzellen erreicht, kann ich davon ausgehen, das sie auch die schnellwachsenden Krebszellen erreicht, die da vielleicht irgendwo noch rumschwimmen.

Es ist kein Spaziergang, der vor Dir liegt. Sieh es vielleicht als Tunnelfahrt. Da kommen immer die Kilometerangaben, noch 5 km, noch 4 km...Vielleicht hilft es Dir, die Zyklen so zu sehen, dann rückt auch das Licht wieder näher.

Hast Du Dir schon eine Belohnung ausgedacht? Vielleicht nach jedem überstandenem Zyklus? Oder nach der gesamten Chemo eine kleine Reise, ein sehnlicher Wunsch oder so?

Es passiert sehr viel im Kopf, wie Du merkst. Nicht leicht, aber es ist zu schaffen!
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Ich wünsche Dir einen guten Weg durch die Chemo, bleib mutig und zuversichtlich!

Heike