Einzelnen Beitrag anzeigen
  #19  
Alt 24.10.2007, 20:05
Stefans Stefans ist offline
Gesperrt
 
Registriert seit: 27.01.2007
Beiträge: 425
Standard AW: Angst, dass wir daran zerbrechen

Hallo,

Zitat:
Zitat von wölkchen Beitrag anzeigen
"Wenn er sich nicht behandeln lassen will..." -tja, wie soll das auch gehen, wenn noch nicht mal die Einsicht "Krank" zu sein, vorhanden ist?
Ich bin überzeugt davon, dass die meisten Alkis (in ihren nüchternen Momenten) sehr wohl einsehen, dass sie krank und dringend behandlungsbedürftig sind. Sie haben nur eine Scheissangst davor. Ist ja klar - denn da müssen sie tun, was sie eben nicht können: ohne Alk leben. Da ist es doch einfacher, sich täglich einen anzusaufen, sich selbst zu bemitleiden und andere Menschen zu terrorisieren...

Wie das gehen soll? IMHO mit Druck.

Zitat:
Und von meinem Papa kommt der Kommentar: "Wenn ich das schon seh dreht sich mein Magen um. Da blätter ich in der Speisekarte immer schnell dran vorbei." "Is mir egal obs fertig ist, ich ess es eh nicht."
Was soll ich dazu sagen? Er hat eh extra-Essen gekriegt.
Das Beispiel illustriert sehr schön, wo die Tipps von Norma und Heike ihre Grenze haben. Ihr könnt euren Vater ignorieren und 'ausklammern' - aber wie lange könnt ihr solche verletztenden Bemerkungen noch ignorieren, ohne zu handeln oder daran zu zerbrechen ?

Zitat:
Meine Mama hat das echt nicht verdient
Jetzt sage ich etwas sehr "Böses", was Co-Abhängige gar nicht gerne hören: Doch, deine Mama hat es genau so verdient. Weil zwei dazu gehören, damit so eine Beziehung funktioniert. Wenn sie das nicht mit sich machen lassen würde, könnte er es nicht machen. Das weiss sie, und dass weiss er. Und beide leben offenbar noch "ganz gut" damit.

Was würde in einer gleichberechtigten Ehe passieren, wenn der Mann so eine Bemerkung macht? Bei uns: meine Frau würde mir sagen: "Sofort raus aus der Küche. Wenn du mein Essen eklig findest, kannst du dir selbst was kochen und es allein essen, wenn wir mit Essen fertig sind. Oder geh' in's nächste Restaurant und bestell' dir da was, was dir schmeckt." Das finde ich "normal". Und würde meiner Frau das Gleiche sagen, wenn sie mir sie blöd käme.

Deine Mutter kocht deinem Vater hingegen einfach so sein Individual-Menü. Und solange sie sowas tut, hat sie diese Behandlung eben doch verdient. Und das weiss sie auch.

Zitat:
Und dann gibts die Momente, in denen ich denke: "Es wird einen Grund für seinen enormen Alkoholkonsum geben. Früher schon. Es wird einen Grund für seine ewig gereizte Stimmung, komplette Überforderung geben. Oder etwa nicht? Ich meine, es wird schließlich "KRANKHEIT" genannt, da kann ich doch meinen eigenen Vater nicht vor die Tür setzen.
Aus meiner Sicht bringst du da etwas durcheinander. Sicher hat die Alkoholabhängikeit einen "Grund". Dein Vater macht das sicher nicht böswillig. Aber früher oder später passiert das, was Norma beschrieben hat: die Wesensveränderung aufgrund der Sucht. Dann ist der 'Grund' für den Alkoholismus völlig egal - weil die Entwicklung schon so weit fortgeschritten ist, dass sich für den Süchtigen nur noch alles um ihn selbst und seine Sucht dreht. Und wie die bei Alkis aussieht, ist bekannt: sie werden völlig verantwortungslos, extrem egozentrisch, selbstmitleidig, depressiv, verlogen, gehässig, gemein, evtl. sogar gewalttätig.

Wieso ist die Tatsache, dass es für eine Suchtkrankheit einen (vielleicht sogar sehr nachvollziehbaren) Grund gibt ein Argument dafür, dass keine Behandlung stattfindet. Diese Sichtweise gibt es nur bei psychischen und Suchtkrankheiten. Und sie ist m.E. völlig verfehlt. Weil sie impliziert, dass man solche Krankheiten ja 'verstehen können', mit besonderer Nachsicht behandeln oder gar durch Verständnis und Mitgefühl heilen können müßte. Das hat noch niemals funktioniert. Nicht bei Alkis, nicht bei schwer Depressiven, nicht bei Schizophrenen, nicht bei drogenbedingten Psychotikern, nicht bei...

Zitat:
lso leiden wir besser alle?!
Wie du schriebst: die Entscheidung liegt letztendlich bei deiner Mutter. Aber du hattest diesen thread sicher nicht zufällig mit "Angst, dass wir daran zerbrechen" betitelt. Bleibt abzuwarten, woran ihr eher zebrecht: an einem Ende mit Schrecken, oder an einem Schrecken ohne Ende...

Zitat:
Ich könnte ja wieder gehen...mein Bruder in ein paar Jahren auch.
Ist der nicht erst 12? Dann können das für ihn ein paar sehr, sehr lange Jahre werden :-(

Zitat:
Vielleicht nehm ich die 2 einfach und pack sie ins Auto, Mama und meinen Bruder.
Dass du überhaupt auf diese Idee kommst, ist IMHO symptomatisch. 1 Mensch ist unerträglich... und 3 Menschen verlassen deswegen ihr Heim ?

Viele Grüße,
Stefan
Mit Zitat antworten