Einzelnen Beitrag anzeigen
  #6  
Alt 01.10.2007, 08:29
Schnucki Schnucki ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 22.09.2006
Beiträge: 917
Standard AW: Und auf einmal ist sie da - die Trauer

Hallo Ihr Lieben,

danke für Eure Worte.

Nach einem Freitag, wo ich "nah am Wasser gebaut habe" und einem Samstagabend, wo ich mich einfach mal still und heimlich ausgeheult habe, geht es wieder gut.

Ich glaube einfach, dass es so ist, wie wir bereits in Annetts Thread geschrieben haben: Wir Zurückgebliebenen wissen, dass es ihnen gut geht. Aber unsere Seele kann halt einfach mit Tod nicht so umgehen. Wochenlang hab ich mir das eingeredet, aber jetzt mußte ich einfach halt auch mal weinen.

Irgendwie war ich aber auch froh, dass die Gefühle zurück sind. Ich fand es unnormal, wie ich handelte, es entspricht absolut nicht meinem Naturell. Mir ging es wie grka: Als ich meine Katze im November einschläfern lassen mußte, heulte ich Rotz und Wasser. Als ich meine Mutter nochmal tot gesehen habe, wollte ich nur weg. Keine Tränen, nur der Gedanke: Weg hier, das ist sie nicht.

Als ich das erste Mal in ihrer Wohnung war, war es schwer. Ich wollte das alles nicht tun, ich wollte meine Ruhe. Die nächsten zweimal gingen besser, mir wars, als räume ich eine fremde Wohnung aus.

Jetzt kam ich mehr zur Ruhe, es ist für mich nicht mehr so viel zu tun, alles ist erledigt, in die Wohnung fahren wir noch Ende der Woche, da kommt der Rest - nur noch Sperrmüll - mit. Dann kommt der Maler.

Je mehr erledigt ist, desto mehr fällt diese Starre ab. Ich fühle mich nicht mehr ständig überfordert, ich mag wieder mehr machen, ich krieg meinen Hintern wieder mehr hoch.

Klar, das Leben muß weitergehen - und das tut es auch. Mir ist, als wäre das letzte Jahr alles stillgestanden, jetzt muß ich zurückfinden in den Alltag.

Vielleicht wäre das Heulwochenende für mich gerade richtig. Auch ich hab mich geschämt, nicht eine Träne vergossen zu haben. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, schließlich ist es meine Mami, die gestorben ist.

Dieses schlechte Gewissen ist jetzt natürlich weg.


Liebe amoebe: Wenn Du niemanden hast, der Dich auffangen kann, würde ich persönlich das Antidepressivum nicht absetzen. Ich hatte mal eines als Kopfschmerzprophylaxe bekommen, nebenbei halt es mir aber auch gut gegen alle Ängste, ich sollte es laut Neurologe absetzen, mein Hausarzt riet mir aber, es erst zu tun, wenn wieder absolute Ruhe in meinem Leben ist (wir sind damals gerade umgezogen). Ich hab seinen Rat befolgt.

Meine liebe Annett,

Deine Situation ist megaschwer. Mutter, Sohn und dann auch noch das, was mit Deinem Mann noch auf Dich zukommen wird. Daran muß man schier zerbrechen. Aber auch Du mußt funktionieren, wie alle, aber es ist kein Wunder, wenn Dein Körper nach Hilfe, nach Pause schreit. Meiner hat das auch gemacht, allerdings in der letzten Woche, wo ich ihm keine Ruhe gönnen konnte.

Du funktionierst nach all den Jahren, weil Dir nichts anderes übrig bleibt. Ich kenne Gedanken wie: Ach, wäre ich doch weit weg - aber man bleibt und macht das, was man tun muß.

Zitat:
Ich ahne, wenn MEINE Zeit der endgültigen Trauer kommt, dass ich dann nicht mehr aus dem Gefühlskeller herausfinde.
Ich hab hier Angst um Dich. Ich hab Dich in den letzten Monaten sehr lieb gewonnen. Aber der Gedanke, dass ein mir sehr lieb gewordener Mensch schier zerbricht, zerreißt mir das Herz. Ich hoffe hier sehr für Dich, dass Du Dir helfen läßt - professionell, medikamentös oder wie auch immer. Dass Du schreist, wenn es nicht anders geht, ich leih Dir gerne beide Ohren. Ich hoffe, Du weißt das.

Jetzt muß ich aber das Besinnliche beiseite schieben, denn der Alltag will angegangen werden.

Ich danke Euch recht herzlich für Eure Worte, die mir sehr gut getan haben. Es ist gut zu wissen, dass man mit einer späten Trauer nicht alleine dasteht, dass es Menschen gibt, denen es genauso geht. Dass man nicht unnormal ist

LG

Astrid
Mit Zitat antworten