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Alt 29.09.2007, 03:40
Stefans Stefans ist offline
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Registriert seit: 27.01.2007
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Standard AW: Ein Ende setzen!

Hallo Ullala,

Zitat:
Zitat von Ullala Beitrag anzeigen
Und wenn die Hilfe darin besteht, denjenigen durch eine Einweisung in eine psychiatrische Klinik zeitweise vor sich selbst zu schützen, dann halte ich das für legitim.
Aus meiner persönlichen Erfahrung kann ich dir dazu nur folgendes sagen: jemand, der nie am eigenen Leib in den Genuss dieser zwangsweisen "Hilfe" gekommen ist, sollte sich tunlichst hüten, über die "Legitimität" solcher Maßnahmen zu sprechen. Weil er einfach nicht weiss, wovon er redet.

Wenn du selbst mal von fremder Hand zwangsweise in die Klapse eingewiesen wurdest, diskutiere ich das gerne mit dir. Wenn nicht... dann theoretisierst du, und ich kann deine Einstellung dazu - und besonders die laienhafte Rechtfertigung, jemanden "zeitweise vor sich selbst zu schützen" - nur als das nehmen, was sie ist: heisse Luft, die den Boden der psychiatrischen Praxis nie gespürt hat.

Zitat:
(Die Bezeichnung Irrenanstalt finde ich übrigens sehr fragwürdig, wenn nicht sogar diskriminierend.
Kannst du finden, wie du willst. Entbehrt aber jeder sachlichen Grundlage. "Irrenhaus" oder "Irrenanstalt" hiess das bis vor 100 Jahren. Und auch "Klapsmühle" ist weder fragwürdig noch diskriminierend, sondern ein seit eweigen Zeiten gängiger umgangsprachlicher Begriff für die stationäre Psychiatrie.

Zitat:
Es geht schliesslich nicht um eine Fehleintscheidung beim Einkaufen, die man wieder rückgängig machen kann, sondern um die Erhaltung des einzigen Lebens was man hat!
Das ist richtig. Aber du übersiehst dabei etwas sehr Wesentliches. Es geht dabei nicht um ein Leben, das "man" hat. Sondern es geht um ein Leben, das jemand anderer hat. Nicht um deines. Und du schließt von deinem Leben auf das anderer. Was dir besonders leicht fällt, weil du IMHO nicht begreifst, was diesen anderen umtreibt. Die eigene Meinung ist schnell verabsolutiert.

Zitat:
Und da heiligt meiner Meinung nach der Zweck die Mittel!
Das ist interessant. Das selbe habe ich vor Jahrzehnten mal über die RAF gesagt. Der Zweck heiligt die Mittel. Und Leute wie Schleyer verdienen den Tod. Weil die Stadtguerilla ja nur Gutes will. Und so, wie ich damals über Leben / Tod anderer meinte urteilen zu können, so tust du das heute. Und du begehst einen Kardinalfehler, indem du deine Prioritäten (das Leben ist so wichtig, dass es über allem steht) unreflektiert auf andere überträgst.

Zitat:
So wie Mareike ihren Bruskrebs beschrieben hat reden wir außerdem hier nicht von einem Menschen in einer aussichtslosen gesundheitlichen Situation
(...)
Und da gibt es mit Sicherheit andere Auswege als sich das Leben zu nehmen!
Da begehst du einen schweren Denkfehler, der typisch für Menschen ist, die mit der Suizid-Frage keine persönlichen Erfahrungen gemacht haben. Die Frage "bringe ich mich um oder nicht" ist niemals eine rationale. Es spielt für den Betroffenen überhaupt keine Rolle, ob seine Lage "aussichtslos" ist oder es "andere Auswege" gibt. Die tausend Teenager, die sich hierzulande jährlich das Leben nehmen, sind natürlich ganz überwiegend in keiner "aussichtslosen" Lage. Und wenn sie 20 Jahre älter wären, würden sie das aus ihrer Lebenserfahrung heraus auch einsehen. Und ihre damaligen Probleme als reine Lappalie betrachten. Aber darum geht es gar nicht. Es geht nicht um "Aussichtslosigkeit", sondern um Verzweiflung und "Ausweglosigkeit". Und das persönliche Gefühl dieser Ausweglosigkeit läßt sich von aussen incht rationaslisieren - so gut solche Versuche auch immer gemeint sein mögen.

Viele Grüße,
Stefan