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Alt 07.09.2007, 09:47
Schnucki Schnucki ist offline
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Standard AW: Wenn die Psyche nicht mehr mitspielt....

Liebe Martina,

in München dauert es drei Wochen, bis die Urne fertig da ist. Verstorbene werden wohl ziemlich schnell verbrannt, aber die Gravur der Urne dauert. Es ist jetzt 3,5 Wochen her, die Formalitäten hatte ich nach 3 Tagen erledigt, dann war ich ja im Urlaub. Die Beisetzungen bei den Baumgräbern werden nur an 2 Tagen durchgeführt, da drängeln sich die Termine natürlich. Somit müssen wir noch bis zum 18. warten.

Ich bin froh, wenn ich auch das hinter mich gebracht habe. Für mich ist das jetzt mehr eine Formalität.

Ich will Dir einfach mal erzählen, was Kübler-Ross im Groben glaubt, was ich für mich angenommen habe, vielleicht verstehst Du dann meine "Kühlheit". Ich glaube nämlich, dass meine Haltung nach außen hin herzlos ausschaut, was es aber nicht ist.

Kübler-Ross - ist ja eine schweizer Wissenschaftlerin, die sich mit dem Thema Sterben und Nahtoderfahrungen auseinandergesetzt hat und Tausende von Sterbende begleitet hat - hat für sich herausgefunden, dass nur das irdische Leben beim Tod vorbei ist. Dies bestätigen Aussagen von Nahtoten. Wenn jemand schon einmal tot war und wieder in den Körper zurückging, konnte er sehr wohl beschreiben, was rundum vorging. Es ist wie bei einem Schmetterling - der Schmetterling ist die Seele, die sich aus dem Kokon löst.

Ein Verstorbener verspürt unendlich viel Wärme und Liebe. Und ist eben bei auch bei seinen Lieben. Er verspürt keine Schmerzen, er ist nicht mehr verstümmelt, fühlt sich wohl. Das erzählen Leute, die eben schon gegangen waren. Das Leben ist eine Aufgabe, wenn der Verstorbene alles gelernt hat, was zu lernen war, darf er wieder gehen. Um neue Aufgaben zu übernehmen.

Für mich ist diese Art zu denken gut. Mit einem "Es ist jetzt aus und vorbei, da ist nichts mehr" komme ich nicht zurecht. Das kann ich auch meinem Sohn so nicht erklären. Es fühlt sich gut an, zu denken, was Kübler-Ross schreibt. Es half mir im Vorfeld, keine Angst zu haben, es half mir, meiner Mutter diese Denkweise etwas näherzubringen, um auch ihr die Angst zu nehmen. Ich glaube einfach auch, dass sie keine Angst hatte zu gehen. Irgendwann hörte ihre Auflehnung, ihr Verdrängen auf.

Ich hab mal zu meiner Freundin gesagt: Wenn man diese Bücher liest, dann möchte man bitte sofort und gleich sterben.

Sie empfand es ähnlich. Tod ist der Tod des irdischen Körpers, nicht der Seele.

Diese Denkweise findet man auch auf anderen esotherischen Seiten. Ich war irgendwo in einem Forum, das sich mit dem Jenseits beschäftigt. Dort gibt es dieselben Antworten. Diese fühlen sich gut an.

Vielleicht ist das der Grund, warum ich die Beisetzung als Formalität ansehe. Es muß sein, das wird vorgeschrieben. Ich glaube nicht, dass die Seele beim Körper oder der Asche ist. Aber der Körper muß beigesetzt werden.

Die Seele ist hier um mich rum, auch wenn ich sie nicht spüren kann.

Genau das gibt mir einfach Frieden. Ich kann mit dem Thema umgehen, ich weiß, dass es im Grunde nichts zu beweinen gibt. Wann in ihrem Leben wurde meine Mutter mit so viel Liebe umgeben? Nie. Aus meiner Sicht raus war ihr Leben nie so besonders, aber es scheint ihre Aufgabe gewesen zu sein. Sie starb auch erst, als ich daheim mal laut eine übergeordnete Stelle fragte, was ich denn noch lernen muß, damit sie gehen darf, damit sie nicht mehr leiden muß. Sie hätte doch bestimmt nicht so viel angestellt, um so leiden zu müssen, also müsse es doch an mir liegen. Und - sie starb genau 3 h später.

Es klingt vielleicht absurd, aber jeder muß seinen Weg finden. Ich hätte sie gerne bei mir, aber nicht um jeden Preis. Der Preis wäre sehr hoch, also hab ich sie gehen lassen. Dorthin, wo es ihr gutgeht. Und ich werde sie wiedersehen. Das hat keine Eile, ich weiß, sie wartet ewig.

LG

Astrid
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