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Alt 15.08.2007, 20:08
meinedrei meinedrei ist offline
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Standard AW: Habe Angst ihn zu besuchen - sollte ich?

Liebe Martina und Ihr anderen, danke.
Meine Mutter, zu der ich ein sehr gutes Verhältnis habe und sehr engen Kontakt, hat natürlich von Anfang an gesagt, dass sie mir die Entscheidung überlassen muss... aaaaaaaaber...

Ich muss bisschen ausholen... Mein Stiefvater verstarb letztes Jahr, als meine Mutter bei uns in Urlaub war. Er lag 4 Tage im August bei brüllender Hitze in der Wohnung. Ich habe mit meinem Bruder, nachdem der Bestatter da war, die Wohnung sauber gemacht und monatelang unter diesen Eindrücken gelitten; will nicht näher darauf eingehen, aber Geruch, die Fliegen und Stimmung haben mich fertig gemacht, bin ein sehr emotionaler und visueller Mensch.

Meine beiden Töchter wurden kurz danach (im Abstand von 5 Monaten, das letzte Mal diesen März) mit einem epilieptischen Anfall ins KH eingeliefert. Bei der einen ist die Epilepsie leider gesichert, bei der anderen war es zum Glück nur ein sehr komplexer Fieberkrampf, aber leider auch mit Wahrscheinlichkeits-Prognose Epilepsie.

Die Krankenhausaufenthalte haben mich sehr mitgenommen, ich musste als Mutter natürlich immer stark sein, hatte ja auch noch Kinder zu Hause, aber ich hatte monatelang auch hier richtiggehende "Entsetzens-Aussetzer", wenn ich eine Sirene hörte, einen Geruch wahrnahm, bei Tablettengabe, EEG oder so.

Da hat er sich auch nie gemeldet oder mal ne Karte geschrieben - so a la "wird schon wieder, viel Kraft".

In der Zeit als mein Vater nach der Diagnose Krebs oder nach den OPs zu Hause war oder etwas länger bei Bewusstsein und noch nicht so zerstört, da kam irgendwie nichts zu Stande, das wäre doch viel sinvoller gewesen?
Nein, im Gegenteil.

Mein Bruder hat mich gebeten, ihn zu besuchen. Da ich ihn (meinen Bruder) sehr liebe und fast alles für ihn tun würde, habe ich dann zugesagt und wir beide haben einen Tag ausgemacht.
Als er dann bei unserem Vater bzw. bei seiner Frau anrief, da sagten sie, dass sie an dem Wochenende bei seiner Schwester seien und sie nicht wissen, wann sie zurück kommen.
Schau - sie sind samstags zur Schwester gefahren, da hätten sie doch sagen können - ok, wir fahren dann und dann zurück und wir sehen Dich dann am Sonntag um 15 Uhr. Aber sie haben so bisschen jaaa... und uhhh... und mal sehen... Und die Schwester wohnt nicht weit weg.
Und wenn er erschöpft gewesen wäre - na und?? Ich wollte ja nicht joggen mit ihm, es hätte doch gereicht, wenn er mich sieht und hört. Es wäre ok gewesen, wenn er liegt und ich dabei sitze.

Wenn es ihm wirklich wichtig gewesen wäre, dann hätte er doch gesagt, wir sind zwar samstags weg, aber am Sonntag sehen wir uns.

Oder???? Ich war sehr enttäuscht. Nun ging es ihm wirklich von einem Tag auf den anderen dermassen dramatisch schlechter, nun soll ich plötzlich angaloppieren.

Mein Vater ist nicht der Typ, der über Gefühle redet und ich bin mir aber zu 100 % sicher, dass er zwar glücklich ist, dass wir beide die Hand ausgestreckt haben, aber ich denke TROTZDEM, dass es auch für ihn ok ist, wenn ich nicht komme, er WEISS doch, dass wir uns gut sind.

Versteht Ihr die Situation bisschen besser? Meine (traumatischem) Erlebnisse und sein Nicht-Verlangen nach mir machen mir die Entscheidung so schwer.

Ich getraue mich es gar nicht auszusprechen, aber ich denke, dass es ihn nicht groß belastet, wenn ich nicht komme.
Ich habe allerdings Hemmungen, dieses Wissen konsequent umzusetzen.
Hoffe, es ist nicht zu verworren.
Danke fürs Lesen
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