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Alt 08.08.2007, 07:59
Sunshine77 Sunshine77 ist offline
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Standard AW: Neu hier und viele Fragen...

Hallo Sophie,

Schön von dir zu hören. Kann mir vorstellen, daß du viel um die Ohren hast mit deinem Med. Studium. Ist ja auch alles sehr lernintensiv. In welchem Semester bist du denn?

Gestern war meine Tante beim Onkologen. Meine Schwester rief mich an um mir davon zu berichten. Sie soll ab Donnerstag 3 Mal die Woche Chemo bekommen, ein Rezept für eine Perrücke hat ihr der Arzt auch gleich mitgegeben mit dem Hinweis, daß die Haare in 14 ausfallen können. Lt. seiner Aussage sind bereits fast alle Knochen mit Metastazen betroffen, die Lunge hat nur einige Stellen. Den Ursprung wissen sie wohl immernoch nicht, aber sie wissen daß es ein hoch agressiver Krebs ist der sich rasch verbreitet. Ihr langjähriger Hausarzt und vertrauter hat ihr wohl angeraten die Chemo stationär machen zu lassen, denn er hat wohl auch Befürchtungen daß sie das zuhause nicht packt. Dennoch hat sie sich dagegen entschieden und möchte es erstmal ambulant probieren. Bekam wohl noch ein paar Notfall Nr. mit falls es ihr nach der Chemo sehr schlecht gehen sollte.

Was ich gestern nun auch erfahren habe, sie trägt ja wg. der Schulterschmerzen ein Schmerzpflaster. Hatte mich am WE ja noch gewundert warum sie so "lallen" tut wenn sie spricht. Es ist ein Morphium Pflaster, da nichts weiter an Schmerzmitteln gewirkt hatte. Morphium - das verbinde ich innerlich mit "Endstadium". Als die Tante letzte Woche aus dem KH entlassen wurde hatte sie wohl zu der behandelnden Ärztin gesagt "Eigentlich hatte ich noch vor ein paar schöne Jahre zu haben". Die Ärztin schwieg dazu, was ihr wohl sofort auffiel. Dann sagte sie zu der Ärztin "Ihr Schweigen dazu bedeutet wohl nichts gutes" und die Ärztin schwieg weiter. Es sieht also alles wirklich sehr schlecht um sie bestellt aus und ich denke das weiß die Tante auch. Hoffe jetzt halt für sie, daß die Schmerzen erträglich bleiben und sie die Unterstützung bekommt (und auch anfordert) die notwendig ist.

Du fragst nach unserem Bekannten; sein Verlauf ging ja sehr rapide. Binnen 6 Monaten war er ein kompletter Pflegefall bevor er dann im KH verstarb. Ja, ich meine er wurde 1 Mal operiert, dann bekam er Chemo und später eine Sonde weil er garnicht mehr schlucken konnte. Er hatte auch starke Luftprobleme und große Schmerzen. Am Schluß war er sehr wütend und gemein zu meiner ehemaligen Schwägerin die ihn liebevoll pflegte. Er war wütend daß es so um ihn bestellt war und ließ den Frust an ihr ab, was alles noch schwerer machte. Sie brach zuhause zusammen, weil sie den Stress nicht mehr aushielt und es nicht mehr klappte, obwohl er irgendwie einen Zugang hatte wo er sich selber die Schmerzmittel dosis einteilen konnte. Schließlich war er nur noch im KH und nicht mehr wirklich ansprechbar weil die Schmerzmittel so hoch waren. Er schlief fast immer bis er dann verstarb. Für die ehemalige Schwägerin war das ganze sehr furchtbar, denn sie hatte immer Schuldgefühle, daß er im KH lag und sie immernoch schauen mußte daß ihr Leben weitergeht (und das meiner Nichte). 2 Jahre später litt sie immernoch unter dieser Erfahrung und war lange in psychologischer Behandlung. Hoffe diese Art von Ende bleibt meiner Tante erspart...

LG,
Sunshine
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