[Kerstin22]

Hallo ihr Lieben!
Ich finde es unglaublich wie manche Menschen mit kranken Menschen umgehen. Bei mir hat sich glücklicherweise niemand zurückgezogen. Ich gehe ganz offen mit meiner Erkrankung um und gehe, wenn der Himmel bedeckt ist, auch mit Glatze auf die Straße. Nur mein Vater kann nicht mit meiner Krankheit umgehen. Er fühlt sich hilflos, wenn er von Nachbarn auf meine Krankheit angesprochen wird. Ich hingegen erzähle allen die es wissen wollen wie es mir geht. Er würde meine Krankheit am liebsten verheimlichen. Es nervt mich, dass er ständig von seiner potentiellen Krebserkrankung spricht. Er ist ja so gefährdet. Er hat es schon zweimal gebracht, während ich an der Chemo hing, über seine nicht vorhandene Krebserkrankung zu sprechen. Es nervt mich so, dass er so an sich denkt, während ich einiges durchstehen muss. Meine Oma hat manchmal auch nicht das nötige Einfühlungsvermögen. Sie meint, dass sie ja auch vergiftet wurde und meint damit Antibiotika. Alles, was ich Schlimmes erlebe, meint sie auch im Krankenhaus erlebt zu haben. Sie jammert über Erlebnisse im Krankenhaus, die ich nicht schlimm finde. Wahrscheinlich haben sich bei mir die Relationen verschoben. Nach Chemo empfinde ich jede andere Infusion als Spaziergang.
Ich habe mir vorgenommen, dass ich, wenn mich einer blöd anschaut, zu sagen:"Noch nie einen kranken Menschen gesehen?"
Liebe Grüße
Kerstin
Kerstin