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Alt 03.07.2007, 13:42
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meliur meliur ist offline
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Standard AW: Rectum-Ca uT3: Bestrahlung prä- oder postop.?

Hallo Bernd,

erstmal willkommen hier im Forum - wie gemein, dass es Deine Mutter erwischt hat. Oder?!? War ja wohl doch etwas unsicher, aber was ich aus Deinem Beitrag herauslese, geht man letztlich jetzt schon von einem Tumor aus. Du hast Dich jedenfalls, wenn Du es nicht schon vorher warst, sehr gut eingearbeitet in die Materie und machst schon einen super informierten Eindruck - auf jeden Fall das beste Rüstzeug für evtl. Arztgespräche! (So war jedenfalls auch meine Strategie, nachdem bei mir ein T3 im Rektum diagnostiziert wurde)

T3 ist jedenfalls nicht ohne - es bedeutet ja, wie Du bestimmt weißt, dass die Darmwand schon durchbrochen ist vom Tumor, er aber immerhin noch keine anderen Organstrukturen erfasst hat (das wäre T4). Sono, Rektoskopie und Histo scheinen mir da schon zuverlässige Diagnose-Methoden zu sein.

Die von Dir angeführte neoadjuvante Kurzzeitbestrahlung mit 5x5 Gy kommt aus Schweden und hat sich in einigen Fällen, zu denen wohl auch die Diagnose Deiner Mutter passt, als erfolgversprechend erwiesen. Allerdings wurde sie dann in Deutschland letztlich doch nicht so breit eingesetzt wie die inzwischen klassisch gewordene Methode nach SAUER (et al.):
Sauer hat 2004 in einer Studie herausgefunden, dass beim Vergleich von neoadjuvanter und adjuvanter Radiochemo (5 1/2 Wochen tgl. außer WE Bestrahlung von 180 cGy pro Tag, d.h. insgesamt 5040 cGy, davon 1. und 5 Woche je 5 Tage Chemo: 5-Fu 1000mg pro qm Körperoberfläche pro Tag) das Rückfallrisiko von Rektum-Ca-Patienten (T3 oder T4) in der neoadjuvant behandelten Gruppe deutlich sank, nämlich von 13 auf 6%. Aus diesem Grund wird das heute eigentlich immer mehr standardmäßig so gemacht; nach der OP gibts dann nochmal 4 Zyklen, d.h. 4 Monate Chemo, nach SAUER wieder 5-FU aber nur noch 500mg). Denn die Rückfallgefahr ist wohl im Vergleich zu anderen Krebsarten gerade beim Rektum-Ca ein Problem.

Möglicherweise wollen die also bei Deiner Mutter die präoperative Bestrahlung auch durchführen, um ein Rezidivrisiko zu minimieren - ich weiß aber nicht, ob man so ohne weiteres analog vom SAUER-Schema auf die Kurzzeitbestrahlung schließen kann.

Abgesehen davon finde ich Deine Idee - ich bin natürlich auch kein Experte - logisch und nachvollziehbar. Ich würde das mit einem der behandelnden Ärzte (am besten dem Chefarzt, der das T3 diagnostiziert hat) diskutieren und ihn ruhig Löcher in den Bauch fragen. Auch wenn viele erstmal genervt reagieren, hat sich nach meiner Erfahrung immer wieder gezeigt, dass sie durchaus gesprächsbereit sind, wenn sie merken, man hat sich mit dem Thema auseinandergesetzt und wills wirklich wissen (und nicht nur Korinthen kacken oder Klugsch... spielen).

Wie auch immer es weitergeht: ich drücke Deiner Mutter und Dir die Daumen!

Alles Gute,
meliur
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