Thema: Mein Stern
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Alt 20.05.2003, 20:30
Gast
 
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Standard Mein Stern

Ein herzliches Hallo an Euch alle!
Es tut so gut, Euer Verständnis zu spüren.
Ja, der vergangene Samstag war ein richtiges Tief, schon vom Morgen an.
Dabei wollte mir mein Sohn eine Freude machen, und mich zum Japanischen Feuerwerk am Düsseldorfer Rheinufer abholen.
Als er mir dies eine Woche vorher sagte, war ich begeistert und sagte sofort freudig zu.
Die Freude schwand, je näher der Zeitpunkt rückte, an dem er mich abholen wollte.
Freude wurde auf einmal zu Zwang.
Ich konnte nicht...
Ich dachte daran, daß Heinz und ich so gerne im letzten Jahr dort hingegangen wären.
Er fühlte sich so schlecht, daß es nicht machbar war.
Er liebte Feuerwerk!
Zweifel, Traurigkeit und ein Hin und Her machten sich bei mir breit.
Zum einen dachte ich daran, daß er es bestimmt gerne sehen würde, wenn ich mit Stefan dort hingehen würde.
Zum anderen war da die Trauer.
Sie war letztendlich stärker, weil ich es mir einfach nicht zutraute, dieses Feuerwerk ohne Tränen zu überstehen und es auch wirklich genießen zu können.
Also sagte ich ab.
Ich wollte lieber zu Hause bleiben.
Und wieder einmal stellte ich fest, daß ich 2 ganz tolle Kinder habe.
Stefan zeigte großes Verständnis, war zwar zuerst enttäuscht (verständlich), aber dann ließ er mich so sein, wie ich gerade war.
Ich weinte bitterlich am Telefon und hatte wirklich das Gefühl, niemals über den Verlust, den Tod von Heinz hinweg zu kommen.
Stefan informierte sofort seine Schwester, die dann auch gleich am nächsten Tag bei mir anrief und sich erkundigte, wie es mir geht.
Auch sie hatte tröstende Worte und meinte, meine Entscheidung sei schon richtig gewesen, wenn ich mich zu Hause wohler fühle.
Heute geht es mir schon besser, obwohl ich am liebsten gar nicht mehr arbeiten gehen möchte, am liebsten nur noch zu Hause bleiben möchte.
Das tun, wozu ich Lust habe.
Nicht vergraben, nein, das meine ich nicht.
Ich fühle mich einfach leer, müde, abgeschlagen, kraftlos, lustlos.
So sieht meine Veränderung aus.
So kenne ich mich eigentlich nicht.
Doch ich bin davon überzeugt, daß mein alter Kampfgeist irgendwann wieder zu Leben erwacht.
Sonst wäre ich nicht die Tochter meiner Mutter, die so oft, wenn es Probleme gab, mit geballten Fäusten vor mir stand und sagte: "Kämpfe! Es wäre doch gelacht, wenn wir das nicht schaffen würden!"
Sie ist 96 Jahre alt geworden und hat mit dieser Einstellung ihr Leben bis zum Schluß gemeistert.
Und sie hatte ein verdammt schweres Leben.

In diesem Sinne umarme ich Euch alle und gebe Euch ein Stück dieser Einstellung mit.
Ich weiß, daß jeder von Euch in diesem Gefühlschaos steckt, jeder auf seine Art.
Nur, in dem Moment, wenn so ein "Tief" auftaucht, nützt selbst die Vorstellung der "geballten Fäuste" nicht viel, dann können wir uns einfach nur fallen lassen und uns ausruhen, um Kraft zu sammeln für den nächsten Tag.
Aber, so habe ich gerade das Gefühl, als ich das obere geschrieben habe, vielleicht sind es ja gerade diese "Fäuste", die bewirken, sich fallen zu lassen und die Kraft zu sammeln!

Ich drücke Euch alle und sende

Liebe Grüße
Mucki
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