AW: Hilflosigkeit im Umgang mit meinem Vati
Ach Angelika,
ich geh mit dem Gedanken vom Krebs ins Bett und wache mit ihm auf. Vorgestern hab ich noch gedacht, ist ein Traum. Wenn du morgen früh aufwachst, dann ist das nur noch Nebel. Ne, leider nicht. Ich bin aufgewacht und es traf mich wie eine Keule. Mist.
Ich wünsche mir, auch solche Sprüche wieder los lassen zu können, so wie Du. Und ich kann das normalerweise super gut. Aber hier verläßt mich meine spitze Zunge und mein Humor. Und wenn ich ihn jetzt hätte, dann würd ich mich dafür schämen.
Viele Alltagssorgen relativieren sich, wenn solch dämliche Krankheit einen selber betrifft. Also die Familie. In dieser Hinsicht kommt eine gewisse Gelassenheit. Aber der Druck, zu helfen, die Hilfosigkeit und Sprachlosigkeit gegenüber der Krankheit nimmt in stetigem Maße zu. Mein Vorteil liegt darin, dass ich ein sehr kommunikativer Mensch bin. Das schützt mich ein Stück. Aber ich will den Anderen doch nicht immer ein Ohr abkauen und Angst haben, sie verleiern die Augen, sobald sie mich sehen. Und was die Hilfsangebote von Freunden angeht hab ich Angst, dass sie nur so tun als ob. Das sie nicht ehrlich sind. Ich bin so mißtrauisch.
Anke
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