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Alt 03.04.2007, 01:57
gaertner gaertner ist offline
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Standard AW: Trauernde Männer?

hallo robert,

"Schlaf, Junge, schlaf gut.
Du, wenn du willst singe ich weiter für dich, noch die ganze Nacht.
Jedes Wort, jede Strophe, die ich kenne.
Ganz egal, auch wenn es aussieht, als ob du mich leise auslachst.
Du, der noch nichts versteht. Woher auch. Kriegst noch früh genug heraus, wo es drum geht, was Freude ist, was Leid.
Schlaf, Junge, keine Angst. Träume von etwas Schönem. Ich passe auf dich auf, dir tut keiner etwas.
Fliege, wenn du kannst, hoch über Berge und Meere. Ich helfe dir, ich fliege mit. Oh, du winziger Schatz.
Summe all guter Gefühle, die ich jemals hatte. Junge, du setzt mich schachmatt.
Schade, so ein Wiegenlied ist leise. Es ist nicht drin, daß man ausklingt und es einfach tut: Sein Glück laut herausschreit.

bap

bei dem lied hab ich immer an euch gedacht, dich und deinen bruder.
ich werde es auch weiterhin machen."

es ist ein jahr her , daß ich dies dir schrieb. wo ist es hin ? mit dem , was ich erlebt habe , könnte ich bücher füllen. was ist passiert und warum ? fragen die immer wieder kommen und doch nicht zu beantworten sind. alles floskeln , die darauf antworten. z.b. pläne sind dazu da, über den haufen geworfen zu werden. oder ist es das, was ich lernen sollte ?

habe ich was gelernt ? mache ich etwas anders als vor 3,4 jahren ? du lebst weiter in einer familie , die dich nur von bildern und erzählungen kennt. eine familie, in der ich ein neues zu Hause gefunden habe. eine familie, wo es auch höhen und tiefen gibt, mal mehr , mal weniger stress. und doch, es funktioniert. es funktioniert mit einem neuen mann im haus, dem es völlig egal sein sollte, wer in diesem haus alles lebt, ausser seiner "klag" (grins). und doch , es ist mir nicht egal. und es gibt am ende wenig stress, weil geredet wird in diesem haus. weil nicht nur über greifbares , reales , sondern auch über gefühle dinge zum ausdruck gebracht werden. über wünsche und hoffnungen wird geredet, pläne gemacht. ich hatte eine zeit, die für mich sehr schlimm war. so schlimm , das ich mir nicht mal in träumen gestattet habe, einen lottogewinn zu haben , weil ich vorher wachgeworden bin , mit dem bewußtsein , jetzt spinnst du aber total , das kann gar nicht gehen.
jetzt machen wir feste pläne , mit geld , was wir auch nie haben werden. aber es ist egal. wenn du den weg nicht weißt, kannst du auch das ziel nicht verfehlen. genial. das problem beim nichtstun ist, das man nie weiß, wann man fertig ist. noch genialer. leben. es fühlt sich gut an. besser.
und du bist mittendrin. rede ich von dir, ist auch chrisstof nicht weit. manchmal auch deine mutter, haben wir doch auch zu viert eine glückliche zeit gehabt. schade, das es jetzt so extrem geworden ist. das gegenteil von liebe ist nicht hass sondern gleichgültigkeit. solange man hasst, hat man auch noch gefühle. ich merke , wie sie stück für stück abgestumpft sind, diese gefühle. wie bei einer zwiebel, schale für schale. plötzlich ist nur noch ein ganz kleiner kern übrig, gerade soviel , daß man nicht vergißt, das da mal was war. es ist aber nicht zu trennen von deinem , von unserem leben. und so wird da auch immer noch ein kleiner rest aus der vergangenheit bleiben.
ich bleib dabei, ich will glücklich sein. je besser es mir geht, desto besser geht es denen um mich rum . du hast das vorgelebt, mit deinem unerschütterlichen glauben an dich. das du es schaffen wirst, nur ein jahr unterbrechung und dann weiter im leben. die zahl derer, die du freunde nennen konntest, ist eher gestiegen als gefallen , während du in der klinik warst. du hast jeden raum mit sonne geflutet (grönnemeier) woher hat er das gewußt ?
ja , ich glaube. ich glaube daran , daß du nicht für umsonst gestorben bist. dein tod war nicht sinnlos. genausowenig wie dein leben. dies ist der "umkehrschluß" , die konsequenz.

alles hat einen sinn. manchmal erschließt er sich einfach nur später.

ich mache wohl wirklich nicht allzuviel anders, als vor 3,4 jahren.

ich mache es nur viel bewußter, egal was ich gerade mache.
selbst das nichtstun.

dein vater
__________________
Jede Lebensphase hat ihren eigenen Wert

und ihr eigenes Glück.


daraus das Beste zu machen

ist der Schlüssel zur Zufriedenheit.

Geändert von gaertner (28.01.2010 um 09:29 Uhr)
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