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Alt 27.04.2003, 12:58
Gast
 
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Standard niere raus...tumor raus....was nun?????

Lieber Martin,
Jürgen hat Dir gerade aus seiner Sicht als Patient etwas zu Deiner Anfrage geschrieben. Ich möchte als Angehörige und Ehefrau meines Mannes Jürgen , dessen Gesundheit und Wohlergehen mir über alles geht, Dir auch noch kurz etwas dazu schreiben.
Ich weiß nicht, wie alt Dein Vater ist und in welcher Verfassung er ist. Du schreibst, daß er alles über die Erkrankung Deiner Stiefmutter wissen will und ich geht mal davon aus, daß er stabil ist und auch wirklich die Wahrheit wissen will, auch wenn sie manchmal negativ ist.
Für mich war und ist es ungemein wichtig, ALLES über Jürgens
Krebserkrankung zu wissen, über sämtliche Möglichkeiten, die die Medizin hat, einschließlich aller Vorsorge- und Untersuchungsmöglichkeiten, die man nach oder auch während einer solchen Erkrankung hat. ICH als Ehefrau brauche jede Information ( selbst als Krankenschwester ), um auch mit Ärzten fachgerecht diskutieren zu können und zu bemerken, wenn etwas vergessen oder übersehen wird, vielleicht aus Unkenntnis des behandelnden Arztes oder auch aus Phlegmatik ( denn auch das kommt leider vor ). Unsere Mediziner sind leider auch nicht unfehlbar, wie ich häufig festgestellt habe.
Ich MUSS davon ausgehen ( auch wenn ich nicht negativ eingestellt bin ), daß bei dieser Erkrankung der morgige Tag ganz anders aussehen KANN, als der heutige. Und für diesen Tag möchte ich gewappnet sein, auch wenn ich hoffe, daß dieser Tag nie mehr eintreten wird! Und das bitte zu einem Zeitpunkt, der nicht zeitmäßig als "akut" angesehen werden muß, so daß ich keine oder nur wenig Zeit habe, zu recherchieren. Ich möchte JETZT, HEUTE Bescheid wissen und nicht erst dann, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist.
Von daher kann ich den Wissensdurst Deines Vaters sehr gut nachvollziehen.
Auch ich habe einen erwachsenen Sohn, so wie Du Sohn Deines Vaters bist. Wenn dieser wüßte, daß ich sämtliche Informationen über die Erkrankung meines Mannes haben wollte, er Kenntnis von diesen Seiten im KK hätte und mir nicht davon berichten und mir die Entscheidung überlassen würde, ob ich mich damit auseinander setzen will oder nicht, würde ich ihn einen "Kopf kürzer machen", wenn ich davon erfahren würde.
Stell Dir bitte doch mal vor, daß es hier für Deine Stiefmutter irgendwann einmal wichtige, vielleicht sogar lebensnotwendige Informationen geben würde, die der behandelnde Arzt nicht kennt oder vielleicht nicht anwenden will ( weil sie z.B.zu teuer sind - auch das gibt es leider ), die Deinem Vater dann aber vorenthalten worden wären!? Und er erfährt davon, vielleicht zu spät?????, um mit dem behandelnden Arzt zu diskutieren oder ihn zu wechseln?! Willst Du nicht Deinem Vater die Entscheidung überlassen, ihm von KK berichten und ihm freistellen, sich damit zu beschäftigen oder auch nicht? Auch wenn es leider immer wieder auch viel Negatives hier zu lesen gibt, aber so ist die Realität leider. Auc ich hätte mir oft gewünscht, mehr Positives zu lesen!
Aber es sind nur Informationen, die Du Deinem Vater vielleicht vorenthalten würdest. Es gibt mindestens zwei weitere Aspekte, die ich als Angehörige nicht außer acht lassen möchte.
Hier gibt es das Gespräch zwischen betroffenen Angehörigen und betroffen Patienten, sowie auch untereinander. Die verschiedensten Sichtweisen werden hier im KK teilweise sehr deutlich. Wir als Angehörige sind auch Betroffene, ganz anders als der Patient und vielleicht als Ehepartner auch noch anderes als andere Angehörige und vielleicht wieder anders als Kinder. Aber jeder von uns ist auf seine Weise auch Betroffener. Hier habe ich die Möglichkeit, wenn's mal "brennt", mich auch mit anderen auszutauschen, mit Menschen, die vielleicht in meiner Situation sind, die nachvollziehen / verstehen können. Vielleicht kann auch dieser Aspekt Deinem Vater manches Mal nützlich sein.
Der letzte Aspekt, den ich anschneiden möchte, betrifft die Seite des AUS meinem Erfahrungen und MIT meinen persönlichen Erfahrungen "Helfen - Könnens". Mir persönlich hilft es in meiner Situation, anderen vielleicht den einen oder anderen Tip geben zu können, der ihnen vielleicht helfen könnte. Es hilft mir unter anderem dabei, teilweise mit meinen eigenen Ängsten zurecht zu kommen.
Vielleicht ist auch etwas dabei, das für Deinen Vater wichtig ist und vielleicht kannst Du Dein Problem mal von dieser Seite beleuchten. Und damit auch die Möglichkeit, ihm die Seiten des KK wissentlich vorzuenthalten.
Die Entscheidung, was Du tust, kann Dir niemand abnehmen. Was ich Dir hier geschrieben habe, ist meine ganz persönliche Meinung als Ehefrau eines betroffen Patienten und auch als Mutter, deren Sohn vielleicht in Deiner Lage wäre.

Ich hoffe, daß Du die für Dich richtige Entscheidung triffst und wünsche Euch alles erdenklich Gute.

Liebe Grüße,
Ulrike
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