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Alt 26.04.2003, 20:44
Gast
 
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Standard Diagnose Lungenkrebs

Hallo ihr Lieben,

bei uns in der Familie hat man Gefühle auch nicht so in Worte gepackt. Sicher, als Kind bekommt man wohl öfter gesagt, wie lieb man einen hat, man wird gedrückt und geknuddelt. Später verliert sich das, hat aber wohl absolut nichts damit zu tun, daß die Gefühle nicht da wären. Es sind Gesten, Blicke, eine Berührung, die ausdrücken können, wie gern man sich hat, oder mal ein Blümchen, einfach eine Kleinigkeit. Sicher, ich hab auch meine Marotten, moser dann herum, wenn ich für Mutter was erledigen soll, was in meinen Augen total unwichtig erscheint oder was einem gerade nicht in den Kram paßt (Mütter können auch nerven....). Jedenfalls war das vor der Erkrankung so. Mittlerweile denke ich nur noch, ich mach es einfach, ich mach es gern, wer weiß, wie lange ich meine Mutter noch hab. Ich hab schon vor langer Zeit meinen Vater verloren, an dem ich unheimlich gehangen hab. Er war herzkrank und ist dann abends, als meine Eltern vom Geburtstag meiner Nichte nach Hause kamen, vor unserer Haustür zusammengebrochen und gestorben. Es war verdammt schlimm für uns alle, aber letztendlich hat er sich immer einen schnellen Tod gewünscht. Zu meiner Mutter hatte ich damals nicht gerade das Super-Verhältnis, sie war eben immer ziemlich streng während meiner Kindheit und den Teenager-Jahren. Aber nach Vaters Tod hat sich das geändert. Sicher, da wir ja im gleichen Haus wohnen, war es irgendwann völlig normal, daß wir täglich zusammen sind, zusammen einkaufen gehen etc. Eigentlich gibt es uns immer im Doppelpack. Und wenn ich jetzt notgedrungen öfter allein in den Geschäften unterwegs bin, werde ich schon gefragt, wo den Mutter sei. Das fällt den Leuten richtig auf...

Mutter ging es gestern direkt nach der Chemo ziemlich schlecht. Gestern abend war es dann besser, sie hat auch gut geschlafen. Aber heute ist sie einfach völlig k.o., hat auch keinen Appetit. Nun, ich hab heute zu ihr gesagt, das hätte sie sich bestimmt nicht vorgestellt, daß sie mal keinen Appetit hat ;-). Eigentlich ist Samstag immer unser Pizzatag..... Ich hoffe, morgen ist es besser und sie kann was essen, wenn es wenigstens eine Kleinigkeit ist.

Katrin, unser Wetter war heute auch eher bescheiden. Mein Mann war mit einigen Motorradbekannten unterwegs, sie hatten sogar Glück und bekamen kaum Regen ab. Ich hab den Tag eher gefaulenzt, mußte auch mal sein. Zwischendurch bin ich immer mal zu Mutter hoch. Das ist eben das Schöne, wenn man im gleichen Haus wohnt. Ich kann sie da einfach im Auge behalten. Nachher schau ich auch noch mal nach ihr. Eigentlich ist sie ja einfach total müde. Ich hab zu ihr gesagt, leg dich doch ins Bett. Aber nein, es kommt ja der Musikantenstadl ....

Kann es sein, daß nach der Chemo verstärkt Schleim ausgehustet wird??? Bevor Mutter im KH war, hat sie zwar auch stark gehustet, aber mittlerweile kommt es mir vor, als ob es sich verstärkt hat. Vielleicht hängt es ja mit der Bronchoskopie, der Punktion oder jetzt der Chemo zusammen. Es belastet einem ja doch ganz stark, wenn man so nebendran sitzt und nicht wirklich helfen kann. Es bleibt nichts anderes übrig, als immer wieder aufzumuntern.

Ich grüße euch von ganzem Herzen.

Christa
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