Lieber Rallie,

ich kann Deinen Frust gut nachfühlen - Du hast wahrlich genug mitgemacht in den vergangenen Wochen und Monaten,
doch die Zerstörung der Darmflora ist der Preis, den wir für's Überleben bezahlen.
Die Chemotherapie tötet alle Zellen mit hohem Stoffwechsel - auch die mit uns normalerweise in Harmonie lebenden Darmbakterien.
Die Antibiotika, die wir während der Chemo zusätzlich bekommen, sind für uns LEBENSRETTEND. Da ja unsere körpereigene Polizei, die Leukos, durch die Chemo auch abstirbt, könnte uns der kleinste Schnupfen auf Leben und Tod in die Klinik bringen.
Auch im ganz normalen Leben ist übrigens die Darmflora nach Antibiotikagabe ziemlich am Boden und bräuchte anschließend wieder eine entsprechende mikrobielle Aufbautherapie.

Eine unterstützende Begleittherapie mit Darmbakterien während der Chemo ist m.E. schlicht sinnlos, wenn nicht sogar sehr gefährlich. Zum einen würden mit jeder erneuten Chemogabe die zugeführten Bakterien gekillt - und vor allem könnten sie sich in Zeiten niedriger Leukozytenwerte extrem ausbreiten und alles überwuchern.
Dies macht also erst Sinn nach Abschluss der Chemo so wie Du es jetzt tust.

Darum an dieser Stelle die Warnung an alle, die mitten in einer Chemo sind: nicht auf eigene Faust ohne Rücksprache mit dem Arzt einfach mikrobiologische (Darmbakterien)Präparate einnehmen!

Sicher ist es bedauerlich, dass praktisch alles, was uns während und nach dieser harten Therapie helfen könnte, privat bezahlt werden muss - auch mich trifft dieses Thema ziemlich hart - in diesem Sinne haben wir eindeutig bereits eine Zweiklassengesellschaft. Doch dies fördert auch die Fähigkeit für sich selbst Prioritäten zu setzen und kreativ zu werden.

Und letztendlich:
Wir sind immer schnell dabei, auf Gott und die Welt und vor allem unser Gesundheitssystem zu schimpfen. Ich möchte an dieser Stelle auch einmal an das Wörtchen "Dankbarkeit" erinnern.

SEIEN WIR DANKBAR DASS UNSER SYSTEM NOCH IMMER SO GUT FUNKTIONIERT!
Dankbar, dass wir in einem Lande leben, in dem unser Gesundheitssystem bis auf die Zuzahlungen noch immer die gesamte Chemo-Therapie bezahlt. Und die Fahrtkosten. Und eine Rehamaßnahme. Und und und ....
Und dass wir nur die Supportivmaßnahmen größtenteils selbst bezahlen müssen. Ich wäre nicht mehr hier und würde nicht mehr diese Zeilen schreiben, wenn es anders herum wäre.
Und jeder, der im Angestellten- oder Beamtenverhältnis arbeitet, bedenke auch einmal, welch großes Geschenk es ist, dass er nicht die gesamten Krankenkassenbeiträge selbst bezahlen muss, sondern der Arbeitgeber ihm da einiges abnimmt! Stelle man sich einfach mal vor, man müsste jeden Monat das Doppelte einbezahlen
...
Zum Abschluss noch Bellindas Hausmittelchen für die Darmsanierung - da gibt es zusätzlich viele kostengünstige Nahrungsmittel, die unterstützend zu Deinem Präparat eingesetzt werden können:

Alles milchsauer Vergorene bzw. Fermentierte wie
Kanne Brottunk (mit Apfelsaft und Wasser vermischt schmeckts besser)/Kanne Fermentgetreide
Sauerkraut(saft)
RoteBeete Saft
Soyasoße /Miso etc (Bio is ohne Gensoja) (erst kurz vor dem Servieren zufügen, damit sie nicht tot gekocht wird)
hochwertiger Joghurt, Butter-, Sauermilch etc (mit rechtsdrehenden Bakterienkulturen)
der gute alte Apfelessig (1 TL auf ein Glas Wasser - naturtrüb hat mehr wertvolle Inhaltsstoffe)

Viele liebe Grüße

Bellinda