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Alt 30.01.2007, 10:55
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Beate'68 Beate'68 ist offline
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Standard AW: Warum Antibiotika?

Liebe Kathrin,

es tut mir unendlich leid, zu lesen, was Du da schreibst. Am Anfang Deines Thread hatte ich wirklich noch die Hoffnung, daß es bei Euch noch nicht zu spät ist und daß Ihr vielleicht noch viele Jahre vor Euch habt. Ich weiß gar nicht was ich sagen soll.

Darf ich bzgl. Deiner Feststellung‚ daß sie sich aufgegeben hat, noch etwas schreiben. Irgendwie kann ich Deine Schwester verstehen und ich sehe es keinesfalls aus Kapitulation sondern vielmehr als wirklich starke Annahme ihres Schicksals. Ich weiß, daß das für manchen Angehörigen nur sehr schwer zu verstehen ist. Ich verstehe Deinen Schmerz nur zu gut. Wer will schon seine Lieben loslassen? Aber ist es von uns Gesunden nicht auch ein Stück egoistisch, wenn wir wollen, daß unsere Lieben um jeden Preis so lange wie nur eben möglich und bis zur letzten Minute kämpfen, ganz egal was das für ihre Lebensqualität bedeutet? Unsere Lieben sind der Chef in diesem sch... Spiel und so schmerzlich das auch für uns ist, haben wir meiner Meinung nach doch nicht das Recht die Spielregeln vorzugeben.

Liebe Kathrin, bitte versteh meine Worte nicht falsch. Ich weiß wie schwer der Weg ist, den Ihr geht. Ich glaube aber auch, daß der Weg um so schmerzlicher für alle Beteiligten ist, je mehr man nicht bereit ist, gewisse Dinge zu akzeptieren.

Nachdem meine Mutter schon mal vor 19 Jahren Krebs hatte und damals geheilt (!) wurde, habe ich mir in der Vergangenheit schon Gedanken zu dem Thema gemacht. Was würde ich machen, wenn ich betroffen wäre. Warum sollte ich wie David gegen Goliath kämpfen oder Sisyphos Konkurrenz machen, wenn die Lage wirklich hoffnungslos ist? Damals hatte meine Mutter nur eine 30 %-Überlebenschance und sie hat gekämpft und gewonnen – jetzt hatte sie wegen des bei ihr sehr fortgeschrittenen Stadiums wirklich 0 %-Überlebenschance und trotzdem hat sie noch gekämpft. Ihr waren nur knapp 3 Monate geblieben ohne jede Lebensqualität. Würde ich wissen, daß ich eigentlich keine Überlebenschance habe, würde ich eine Chemo vermutlich gar nicht mehr auf mich nehmen und den Rest der Zeit so gut wie möglich genießen. Ich bin mir dessen bewußt, daß manch einer das als Kapitulation werten würde, aber es wäre eben mein Weg und in meinen Augen nicht im geringsten eine Kapitulation.

Ich wünsche Euch beiden alle Kraft der Welt für die vor Euch liegende Zeit.

LG
Beate
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