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Alt 15.01.2007, 17:49
martinaIna martinaIna ist offline
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Registriert seit: 16.12.2006
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Beiträge: 221
Standard AW: Doppelbelastung organisieren

Hallo,

zunächst mal finde ich, dass Du schon ganz schön viel auf den Schultern hattest und eigentlich jetzt Pause angesagt wäre. Aber was nicht ist...

Ok, Du willst weiter schultern. Dann also:

Zunächst würde ich nie einer "Zeitansage" trauen. Wieso ist die überhaupt von einer Psychologin und nicht von einer Onkologin oder einem Onkologen? Dummguck. Mein Mann wäre nach der ersten "Zeitansage" über ein Jahr früher gestorben. Einen großen Teil der Zeit hat er mir Arbeit abgenommen und nicht ich ihm.

Du schreibst, es ist ein 4-Personen-Haushalt. Wieso mußt Du dann den Haushalt führen? Wieso nicht Ihr? Da sind noch zwei Schultern, die tragen können und deine Mutter kann sicher noch ne ganze Weile auch was tun. Würde ihr sicher auch gut tun, selbst wenn es nur noch Kleinigkeiten sind weiter in ihrem Haushalt zu werkeln. Also überlegt gemeinsam, wie es weitergehen soll, wenn Deine Mutter schrittweise nicht mehr kann. Wenn jeder Aufgaben übernimmt, dann wirds eher leistbar. Klare Absprachen und Zuständigkeiten vermeiden Reibereien.

Plane außerdem Freunde und Bekannte bei den Aufgaben mit ein. Dafür sind die da. Mal was kochen, Rasen mähen, putzen, Besorgungen machen, bei der Mutter bleiben etc....

Kennst Du jemand, der sich gut mit Ämtern etc. auskennt? Der/die soll sich schlau machen, damit er Dir dann helfen kann, wenn Du eine Pflegestufe beantragen willst. Falls Du einen ambulanten Pflegedienst mit einbeziehst, entlastet Dich das und die helfen Dir bei der Beantragung. Die kennen auch die ganzen Hilfsmittel (Toilettenstuhl, Gelkissen etc.), die Pflege deutlich erleichtern.
Sobald Deine Mutter Hilfe braucht, und ihren Haushalt nicht mehr ganz alleine schafft, kannst Du Pflegestufe bei der Pflegeversicherung beantragen. Das Datum der Antragsstellung ist der früheste Beginn der Zahlung. Also nicht verschleppen.

Dein Freund kennt Dich nur mit Problemen? Schön, dann habt Ihr die Feuertaufe zu Beginn der Beziehung und nicht nach zehn Ehejahren. Immerhin bekommt er ne Frau, die was aushält. Kriegt nicht jeder!

Aus aktueller eigener Erfahrung: Trauer konmt oft erst nach dem Tod so richtig heftig und braucht ihre Zeit. Nimm Dir lieber rechtzeitig die Pause, als dass Du ein schlechtes Examen machst. Kannst Du jederzeit ohne Probleme abbrechen?

Entspannungszeiten und Rituale sind eine sehr gute Idee. Mach das. Du wirst es brauchen und es wird Euch allen helfen.
Versuche, auch Zeiten "draußen" zu planen. Ob Du zur Uni fährst, Einkaufen gehst, bei deinem Freund bist oder mit dem Hund Gassi gehst, es tut dann gut, wenn Du es als Erholung auch nutzen kannst und für den Moment die Krankheit/Pflege hinter Dir läßt.

Wir lesen noch von Dir, dann ist bei aktuellen Fragen auch gut zu helfen.

Wichtig: Sprich mit Deiner Mutter. Sie ist nicht nur Objekt deiner Sorge sondern Subjekt bei einem gemeinsamen Problem, nämlich wie Ihr zusammen ihre nächsten, evtl. letzten, Wochen und Monate gestaltet.

Drück dich
martina

Geändert von martinaIna (15.01.2007 um 17:54 Uhr)
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