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Alt 02.01.2007, 20:42
Arielle Arielle ist offline
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Standard AW: Endphase beim Vater, grosse Hilflosigkeit, Trauer, Entsetzen, suche Rat...

Hallo Steff!

Das ist wirklich schrecklich, gerade den Todeskampf zu beobachten...und so gaaar nichts machen zu können.
Bei meinem Papa fing es genau eine Nacht bevor er starb an. Abends hat er sich noch sehr klar und munter mit meinem Mann über seine neue Wetterstation, die ich ihm morgens gekauft hatte, unterhalten.(Ich bin so froh, daß ich ihm diesen Wunsch noch erfüllen konnte!!!) Als er nachts aufwachte und mich "rief"- es war eher nur noch ein Flüstern - und ich zu ihm ging, wußte ich sofort Bescheid! Es konnte nicht mehr lange dauern! Er konnte nur noch unverständlich und sehr schwach flüstern, bekam kaum Luft und atmete wie nach einem Dauerlauf!
Ausserdem war er äusserlich total verändert. Kurzum, man merkte es wirklich, daß es zu Ende geht! Du kannst mir glauben, es waren die schlimmsten 24 Stunden meines Lebens, in denen ich nur dasein und nicht helfen konnte...

Als er es dann endlich geschafft hat (er ist übrigens gegangen, als ich gerade mal für drei Minuten im Flur war...), war ich natürlich erst mal geschockt...und dann unendlich erleichtert!!! Es hat so weh getan ihn leiden zu sehen, daß alles andere besser zu ertragen war...

Ich bin auch sehr traurig, daß er nicht mehr da ist und es tut mir gerade abends, wenn ich zur Ruhe komme und die Kinder im Bett sind, sehr weh an ihn zu denken - aber ich erwische mich immer öfter, daß ich wirklich mit einem Lächeln an ihn denke, in Liebe und Dankbarkeit...
Das hört sich sehr schwülstig an aber es fühlt sich wirklich so an.
Ich weine eigentlich auch nicht viel (hatte schon ein ganz schlechtes Gewissen deswegen), aber irgendwie habe ich das Gefühl: Da ist kein Grund zum Weinen! Jetzt geht´s ihm gut, er hat keine Schmerzen mehr und er ist trotzdem immer bei mir...

Vorher gab es genug Gründe zum Weinen, aber jetzt...?
Klar heul ich auch manchmal in mein Kissen, oder das Wasser schießt mir in die Augen, wenn ich Fotos sehe aber im Grossen und Ganzen habe ich eine ganz neue Sichtweise für mich gefunden, die mich selbst am meisten überrascht, da ich sonst eher der hysterische Typ war und nun überhaupt schon im Umgang mit meinem kranken Vater eine Ruhe erlangte und anscheinend auch auf ihn übertrug, die mir vorher nicht zu eigen war!

Ich wünsche Dir alle Kraft, die Du benötigst um diese schreckliche Zeit durchzustehen! Du hilfst Deinem Papa sehr, wenn Du einfach nur bei ihm bist, das finde ich sehr schön...
Viele viele liebe Grüsse sendet Dir

Jenny
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