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Alt 12.12.2006, 23:27
Arielle Arielle ist offline
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Standard AW: Nichtkleinzelliges BC mit Hirnmetastasen! Kann Erlotinib noch "helfen"?

Liebe Centerella!

Was soll ich sagen...? Mein Papa ist am 09.12.06 um 4.32 Uhr gestorben...!
Gerne würde ich schreiben, er sei eingeschlafen, aber "krepiert" trifft es eher...
Ich habe die letzten vier Wochen mit den Kindern bei meinen Eltern verbracht, damit wirklich Tag und Nacht jemand bei ihm sein konnte! Heute bin ich den ersten Abend wieder hier zu Hause und fühl mich total fremd!

Der einzige Trost ist, daß er zu Hause sterben durfte. Als wir ihn vor 2 Wochen nach 4 Tagen aus dem KH mit nach Hause nahmen, hat er Rotz und Wasser geheult, weil er wohl wirklich dachte, er käme da nicht mehr raus! Das war schon heftig!!! Dort wurde er auf Schmerzmittel eingestellt! Bis dahin hatte er überhaupt keine Beschwerden - aber dann...! Dann hat er´s ganz dicke bekommen! Leider wurde er so eingestellt, daß er zwar keine Schmerzen mehr hatte, dafür aber Kellerasseln am Bett sah und fremde Leute, die durchs Zimmer gingen...

Nach vier langen Tagen durften wir ihn endlich wieder mitnehmen - der Oberarzt wollte ihm noch für zu Hause einen Katheter legen, damit wir "weniger Arbeit" hätten und legte meinem Vater noch ein Hospiz in der Nähe ans Herz! Sehr einfühlsam! Er war dann auch sehr reserviert, als ich ihm sagte, daß er das mal unsere Sorge sein lassen sollte... 2-3 mal am Tag die Pipiflasche anzuhalten war für uns das kleinste Problem!

Klar, daß ein Mann unter Morphium, Opium und weiß der Teufel was noch, keine Chance hat sich Nachts bemerkbar zu machen, wenn er zum Klo muß!
Er wußte einfach nicht mehr, wo die Klingel war - ausserdem lag er alleine im Zimmer, so daß der Bettnachbar mal hätte klingeln können!
Also ist der Mann inkontinent, kriegt ´ne Pampers an, keine Hose drüber und möglichst noch einen Katheter!!!
Er hatte sich zu Hause immer unter Kontrolle, es ist auch nicht ein Tropfen in die Hose gegangen und im KH auch nicht, wenn wir da waren um ihn zu hören!
Klar kann sich da keine Schwester neben setzen, aber in der Nacht, wo es bekanntermassen eh meist lässiger zugeht, hätte man ja vielleicht ein bis zweimal nach im schauen und fragen können... finde ich!
Und das sage ich nicht nur, weil er mein Papa ist!!! Ich denke, gerade so schwer kranken Menschen muß man einfach versuchen, das letzte bißchen Würde zu erhalten solange es noch geht...

Jedenfalls hat er zu Hause noch eine zwar schwere aber auch noch schöne Zeit gehabt! Unser Hausarzt hat die Medikamente erst mal total umgestellt, bis es ihm besser ging, übrigens ein toller Mann - so einen Arzt findet man kein zweites Mal!!!
Die Kinder haben Knusperhäuschen für ihn gebacken, wir haben alles schön geschmückt, wir haben Pläne für Weihnachten gemacht, Prospekte gewälzt... er war einfach mitten im Geschehen! Die Bestrahlungen mußten wir nach der 9. übrigens absagen, weil er zu schwach war! Er hat oft danach gefragt, und wir mußten ihn vertrösten - in diesem Fall war es wohl ganz gut, daß er kein Zeitgefühl mehr hatte!

Als es dann zu Ende ging, war er von einem auf den anderen Tag komplett wie verwandelt! Hände und Füsse waren geschwollen, die Farbe war eher gelblich, er bekam keine Luft und atmete wie nach einem Marathon - nur Schmerzen hatte er Gott sei Dank nicht!!! Ich stand auf und wußte, daß es passieren würde! Allerdings hat der Kampf über 24 Stunden gedauert!
Ale es soweit war, war ich natürlich erst mal doch sehr geschockt aber dann fühlte ich mich so erleichtert...Nichts ist schlimmer, als einen geliebten Menschen da liegen zu sehen, der nur noch so unverständlich flüstert, so daß man soooo hilflos ist, weil man ihn nicht mehr verstehen kann, der sich so mit der Luft plagt und durch nichts Erleichterung bekommen kann...
Glaub mir, ich bin todtraurig, daß er nicht mehr da ist, aber ich bin auch sooo froh, daß er es endlich geschafft hat!
Es waren unendlich lange 24 Stunden, ich hätte ihm sooo gerne etwas von seiner Last abgenommen...
... und konnte doch nur bei ihm sitzen...

Jetzt ist es also vorbei... es ist so endgültig...

Daß Deine Mama Schmerzen hat, tut mir sehr leid, das ist furchtbar...
Ich hoffe, daß sie gut eingestellt wird oder schon ist! Das hilft doch schon ein wenig, wenn es auch die Seele nicht entlasten kann!
Ich hoffe, demnächst von Dir zu hören, wenn Du den Kopf etwas frei hast!
Euch beiden wünsch ich alles alles Gute und viel Kraft!!!

Und danke, daß ich mich so umfassend ausheulen durfte, zu Hause muß ich die Starke sein!...Ist nicht immer ganz leicht...

Liebe Grüsse
Jenny
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