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Alt 12.12.2006, 11:53
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Antigen Antigen ist offline
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Standard AW: Pflegestufe und Pflegegeld?

Hai Susi04,
ich habe deinen Beitrag (natürlich auch die anderen ) mit Interesse gelesen und musste bei deinem Schlußsatz schmunzeln, obwohl die Sache an sich ja wirklich nicht zum Lachen - sondern eher zum Mäusemelken ist.

Besteht denn mal die leise Hoffnung, dass die "Pflegezeiten" endlich mal um gewisse "notwendige" und bisher nicht (ausreichend) berücksichtigte Hilfeleistungen erweitert wird? Es kann doch nicht sein, dass bei den Zeitkorridoren dermaßen am tatsächlichen Bedarf von Kranken vorbei geplant wird?!

Es ist ja "nett", dass das mundgerechte zerkleinern von Nahrung und füttern zählt. Wieso aber zählt "Kochen" nicht mit zum Zeitaufwand? Wo soll das warme und vor allem gesunde Essen denn her kommen? Viele Kranke sind doch nun wirklich nicht mehr in der Lage selber zu kochen (wer das kann, kann sich auch das Essen noch selber portionieren, nech?!) und viele Erkrankte können sich ganz sicher auch keinen Essenbringservice leisten (wenn nicht gekocht werden kann). Das ist doch haarsträubend!

Es gibt auch viele Kranke, die schleppen sich alleine zum Klo (wenigstens etwas, was man gerade noch so ebent schafft!!!) - brauchen allerdings Hilfe bei den Einkäufen (die sie nicht mehr selber erledigen können, weil sie kaum die Treppen hoch- und runter kommen bzw. die Kraft dafür nicht mehr aufbringen können). Auch Begleitgänge zu Ärzten/Behörden, Gespräche und mal der Besuch eines Cafes - um überhaupt noch ein wenig am öffentlichen Leben teilnehmen zu können - sollten ausreichend mitgezählt werden.

Hier werden Patienten doch geradezu dazu "genötigt" am besten gar nix mehr selber bewerkstelligen zu können, weil es wegen fehlender "Minuten" sonst keine Pflegestufe gibt! Man sollte sich doch darüber freuen, wenn der Kranke versucht, noch soviel wie möglich - ohne Hilfestellung hinzukriegen?! Doch bei solch schweren Dingen, wie Einkäufe erledigen, Essen kochen, Wäsche waschen = eigentlich alle anfallenden Hausarbeiten (manch eine/einer kann doch nur unter zunehmenden Schmerzen nicht mal nen Staubsauger betätigen oder Küche und Badezimmer feudeln) und selbständig mal vor die Türe, zum Spazieren usw. da braucht man nun mal Hilfe und Begleitung - und wenn man niemanden aus der Familie hat, der Zeit hat - ist man doch aufgeschmissen?! Ich finde Minutenzählerei menschenunwürdig - Fakt ist doch, dass die/der Kranke Hilfe benötigt - und die läuft nicht immer nach Chema F und gewissen Statistiken ab. Mir kommt es fast so vor, dass von Haus aus vermutet wird, dass sich Kranke nur bereichern würden, wenn Pflegegeld gezahlt wird. Dieses Geld wandert aber nicht in die eigene Tasche und wird tatsächlich ausgegeben (für die Mithilfe pflegender Angehöriger und Pflegedienste, wenn es Angehörige oder Freunde z.B. wegen eigenem Full-Time-Job, eigener Erkrankung und anderer familiärer Verpflichtungen nicht schaffen können).

Susi04 - ich finde es toll, wie du dich einsetzt - und du hast leider Recht! Viel Kraft und Zeit geht so für unnötige Grabenkämpfe verloren, die man sehr viel besser für die Kranken aufwenden könnte und möchte. Bitte halte uns weiter auf dem Laufenden. Danke!
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Ich hab zwar keine Ahnung - aber davon ne Menge !
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