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Alt 10.12.2006, 21:02
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anni_s anni_s ist offline
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Registriert seit: 10.12.2006
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Standard AW: An alle jungen Hinterbliebenen

hallo, ich bin neu hier und hatte mir überlegt dass es doch sowas wie ein forum für hinterbliebene geben müsste ... und hier bin ich.
am 2.9. dieses jahres ist meine mom mit 47 jahren an leberkrebs gestorben und ich habe mit 18 jahren meine mutter verloren. letztes jahr im november sind wir umgezogen und sie hatte schmerzen im brustkorb, diagnose rippenfellentzündung. im dezember kam sie dann ins krankenhaus, weil sie nur noch schlecht luft bekam... da kam dann die diagnose lungenembolie. die ärzte wussten wohl gleich dass das bei einer frau in ihrem alter und ihrem sonstigen gesundheitszustand nicht von irgendwoher kommen konnte und haben gleich tests eingeleitet .. bis sie uns dann endlich erzählten, dass da ein tumor in der leber sitzt, vergingen einige wochen.dann haben sie uns wieder ne weile hingehalten bis sie dann gesagt haben dass der tumor bösartig und inoperabel ist ..nachdem die erste chemo nicht anschlug war dann auch allen klar dass es bald zu ende geht. der erste krankenhausaufhalt betrug 6 wochen und sie hatte in den 9 monaten zwischen diagnose und tod 3 verschiedene chemos. ich weiß noch wie ich bei meinem freund saß und mein vater mich abends anrief, ich sollte doch nach hause kommen weil wir eine entscheidung fällen müssten, ich mich ins auto gesetzt habe und mich ständig daran erinner musste nicht zu rasen, sondern sicher nach hause zu fahren. zu hause lag sie dann im bett, hat noch kaum was mitgekriegt da sie morphium gekriegt hat und wir entschieden sie für den letzten schritt ins krankenhaus zu bringen, die ärzte gaben ihr noch ca eine woche. die woche hat sie überlebt und wurde auch wieder kräftiger, sodass wir uns nach 2 wochen dazu entschieden, sie ins hospitz verlegen zu lassen, was sie auch gerne wollte. am 1.9. kam sie ins hospitz und am tag drauf verstarb sie in den armen ihrer besten freundin. mein vater rief mich an, ich rief meinen bruder an und wir sind mit fullspeed ins hospitz gefahren. als ich sie da liegen sah, wusste ich gar nichts mehr, mein vater und mein bruder gingen raus und ich stand da vor ihr, hab sie angeschrien, geheult, gebettelt, gefleht .. hat natürlich alles nichts gebracht. nun sitz ich hier, mein bruder ist vor 2 monaten ausgezogen und ich wohne mit meinem vater in einer riesigen 200 qm wohnung, die eigentlich für 4 leute gedacht war und bald ist weihnachten.
insgesamt ist unsere familie verflucht, der cousin meines vaters ist anfang des jahres nach 10 jahren krankheit an lungenkrebs gestorben und eine andere verwandte meines vaters hatte vor kurzem einen schlaganfall und ist auch gestorben. ihr sohn ist ende 20 und hat diagnose darmkrebs. mit diesem traurigen mix aus hinterbliebenen feiern wir nun weihnachten, mein vater, mein bruder und ich, meine großeltern, die nun ihr zweites kind verloren haben, und die witwe des cousins meines vaters, die nun, da gaby durch den schlaganfall starb, auch keinen zum weihnachten feiern hat. ich denke wir werden es schon irgendwie durchstehen, aber schön wird es nicht .. ich bin im moment wieder in einem kleinen loch, bin wenig zur schule gegangen und wenn ich alleine bin, bin ich eigentlich nur traurig oder nachdenklich. ich hoffe das legt sich nach den weihnachtstagen wieder, kann ja nicht ewig so weiter gehen.
das tut gut, sich alles von der seele zu reden. was ich noch sagen will, meine mutter war eine unglaublich starke frau. sie hat ihren nahenden tod klaglos angenommen, fest an ein leben nach dem tod geglaubt und sogar noch leute getröstet, die ihretwegen geweint haben. sie hat ihre eigene beerdigung geplant und mir gesagt was ich denn dazu anziehen sollte. ich habe einen unglaublichen respekt davor und weiß nicht, ob ich an ihrer stelle genauso stark damit umgegangen wäre.
ich wünsch euch allen noch einen den umständen enstprechend schönen abend!
anni
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