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Alt 10.12.2006, 11:28
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Susi04 Susi04 ist offline
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Standard AW: Pflegestufe und Pflegegeld?

Hallo Claudi

Ich habe in meinem Beruf als Pflegedienstleitung in einem ambulanten Pflegedienst ständig mit dem MDK und den Problemen bei der Einstufung zu tun.

Man kann die Leistungen der Pflegeversicherung im Grunde auf "satt und sauber" reduzieren..........also Teilkasko mit hoher Selbstbeteiligung, statt Vollkasko.
Anerkannt werden nicht die tatsächlichen Pflegezeiten, sondern die, den einzelnen Verrichtungen von der Kasse zugrunde gelegten Zeiten.
Wenn man höhere Zeiten wegen erschwerter Pflege anerkannt haben möchte, muss man das schon gut begründen.

Um die Pflegestufe 2 zu bekommen, muss der Pflegebedürftige deutlich mehr Pflege bekommen, als "Nur" waschen und anziehen.( zb Hilfe bei jedem Toilettengang, Hilfe bei der Nahrungsaufnahme, Hilfe beim Austehen, Treppensteigen.......ect.

Die Patienten, die bei uns die Pflegestufe 2 haben, sind schwerst pflegebedürftig und sind in der Regel nicht in der Lage alleine aufzustehen. Sie brauchen bei allen Verrichtungen Hilfe. Die meisten sind bettlägerich.

Ganz schwierig wird es St. 3 zu bekommen, denn nichts mehr selber machen zu können, reicht nicht aus.
Bei Patienten die einen Dauerkatheter haben und über eine Sonde ernährt werden, wird es schwierig die St. 3 zu bekommen, denn der Pat. muss nicht gefüttert werden und braucht keine Hilfe um zur Toilette zu gehen. Diese Zeiten fehlen dann.

Wir haben zur Zeit eine Patientin, die im Wachkoma liegt. Sie hat einen Lutröhrenschnitt und muss zig mal Tag und Nacht abgesaugt werden. Die Frau kann absolut nichts allein machen.................sie hat nur die Stufe 2, weil die Pflegezeiten nicht für die St. 3 ausreichen.
Viele Leistungen, die sogenannten Behandlungspflegen, zählen nicht für die Pflegekasse. Das Absaugen gehört dazu, ebenso die Medikamentengabe, Verbandswechsel, ect

Es ist sehr schwer, die Stufe 2 zu bekommen. Solange du "Nur" ( entschuldige das "nur", aber so erlebe ich den MDK ständig) Hilfe bei der Körperpflege brauchst, hast du keine Chance.
Hauswirtschaftliche Versorgung zählt nur begrenzt. Bei der Nahrungsaufnahme zählt nur das mundgerechte Zubereiten der Nahrung und die Hilfestellung bei der Nahrungsaufnahme, das Kochen zählt nicht als Pflegezeit.
Die Betreuung zählt ebenfalls nicht. Deshalb fallen demente Menschen weiterhin durch das Raster, weil sie in der Regel noch sehr mobil sind, aber ständig beaufsichtigt werden müssen.

Ich habe Jahre gebraucht, um das System zu begreifen, bin aber immer wieder überrascht über den Einfallsreichtum der Gutachter, wenns darum geht die Stufe zu drücken.
Die Pflegestufen Statistik ist so gleichmäßig, dass kann irgendwie nicht mit rechten Dingen zugehen.

Meine Hauptbeschäftigung ist der ständige Kampf mit Pflege-und Krankenkassen. Zeit, die man viel besser mit Menschen die Hilfe brauchen verbringen könnte.

So genug, sonst schreibe ich mich hier noch so in Rage, dass ich gleich einen Herzkasper bekomme
Falls ihr mal nichts mehr von mir hört, kann es auch sein, dass ich einem
MDK- Gutachter den "Hals umgedreht" habe und im Knast sitze.
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