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Alt 09.12.2006, 20:03
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Rubbelmaus Rubbelmaus ist offline
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Registriert seit: 07.12.2004
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Standard AW: Bitte helft mir die Angst zu verstehen!

Liebe Graupelchen,

als ich damals 2000 das 1. Mal an Krebs erkrankte, war ich 52 Jahre alt, so alt wie deine Mutti jetzt. Ich verstehe deine Mutter sehr gut!

Ich habe damals oft in der Ecke gesessen und um mein altes Leben, dass ich verloren hatte, geweint. Ich wollte dieses Leben mit dem Krebs nicht, ich wollte mein altes, gesundes Leben wir früher wieder haben.

Nur, irgendwann habe ich mich damit abgefunden, mein altes Leben gibt es nicht mehr. Jetzt beschreite ich einen neuen Lebensweg. Er ist nicht besser oder schlechter, sondern nur anders.

Es gibt so viele Auf und Ab im Leben. Mal geht es geradeaus, dann müssen wir wieder Schicksalberge erklimmen. Erst glaubt man, das schafft man nie und wenn man dann oben angekommen ist, platzt man bald vor Stolz.

Das Leben ist so, mit oder ohne Krebs. Als mir die Ärzte damals noch ganz wenig Zeit gaben, dachte ich, ich müsste das Leben in einer Woche nachholen. Doch dann starben in der Zeit 6 Bekannte von mir, ohne Krebs.

Im Jahr 2002 starben innerhalb von 7 Monaten unser Sohn und meine Mutter, da war der Krebs für mich plötzlich völlig nebensächlich geworden. Da habe ich gelernt, es gibt noch viel schlimmeres.

Und wenn ich dann die Leute sehe, die mehrmals die Woche an die künstliche Niere müssen, oder im Rollstuhl sitzen ect., dann denke ich, es gibt noch viel kränkere Menschen als mich und die müssen auch damit umgehen.

Graupelchen, die bist eine wunderbare Tochter. Nur musst du auch lernen, dass du deiner Mutter zwar helfen kannst, aber du kannst nicht ihr Leben leben. Sie alleine muss damit klar kommen. Jeder braucht seine Zeit dafür. Die Eine mehr, die Andere weniger. Aber mit Hilfe der Familie und den Ärzten, Psychologen, Medikamente usw. wird es deiner Mutti auch gelingen. Nur macht ihr keinen Stress und euch auch nicht!

Sieh auch zu, dass du dich nicht verausgabst. Denn auch du musst lernen, dein Leben zu leben, damit du selber gesund bleibst.

Ich grüsse dich und deine Mutter und wünsche euch einen schönen Sonntag,

Heidi
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