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Alt 30.11.2006, 00:23
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Standard AW: Meine liebe Frau hat mich verlassen

Meine geliebte Uschi, mein Schatz und Engel,

jetzt ist es soweit, es ist genau 1 Jahr her, daß Du von mir genommen und gehen mußtest.
365 Tage oder 52 Wochen sind wie im Flug vergangen.

Ist es erst 1 Jahr oder schon 1 Jahr her?

Ich sehe Dich vor mir, die letzten Sekunden in meinen Armen, Deine Augen blickten an mir vorbei, Dein Blick war gebrochen.

Der Schmerz war und ist immer noch unbeschreiblich und das warum macht mich immer noch so wütend und sehr, sehr traurig. Du hast statistisch gerade etwas mehr als die Hälfte Deines Lebens hinter Dir gebracht. Davon waren wir 28 Jahre zusammen und 26 Jahre verheiratet.

Ich danke Dir für die schöne, sehr schöne Zeit, von der ich keine Sekunde hergeben möchte. Wir haben alles richtig gemacht und ich würde fast alles wieder genauso mit Dir erleben wollen. Trotzdem war uns ein gemeinsames Altwerden vergönnt. Es sollte nicht sein. Ich wäre Dir sehr gerne gefolgt, habe es mehrfach versucht, doch sollte auch das nicht sein, ich war im letzten Moment zu feige. Mein vorbestimmter Weg soll und wird wohl ein anderer sein.

Es macht mich traurig, daß ich nicht weiß, wie es Dir dort, wo Du bist jetzt bist, geht.

Ich hoffe, Du siehst wohlwollend auf mich herab und verzeihst mir, wenn ich heute einiges anders mache, als in unserem gemeinsamen Leben.

Mein Leben hat sich völlig verändert. Ich habe in dem einen Jahr sehr viel gelernt.
Heute weiß ich, daß es viele Dinge gibt, die wichtiger sind als Dinge, die ich im vorigen Leben als wichtig erachtet habe.

Das Forum hat mir sehr geholfen, waren es lange Zeit die Briefe an Dich, auf die ich sehr viel Resonanz erfahren habe, danach der intensive Kontakt zu Susanne, der sich durch gegenseitige Hilfe und persönlicher Besuche bei ihr zu einer nun sehr glücklichen Beziehung entwickelt hat.

Ich hätte nie gedacht, das ich nach solch einem schrecklichen Erlebnis noch einmal eine neue Partnerin kennen lernen wollte, geschweige denn, sogar ein neues Leben mit einer anderen Partnerin zusammen zu verbringen. Doch wir ergänzen uns in allen Dingen, ich habe mich an die Gewohnheiten in der Familie von Susanne eingelebt, Susanne hat meine „Macken“ liebevoll akzeptiert.
Manches ist noch schwer, aber auch hier sehe ich keine Probleme. Es paßt einfach alles.
Die Kinder haben mich ganz und gar akzeptiert, auch die Eltern haben mich herzlich aufgenommen.

Wir werden im Mai nächsten Jahres heiraten. Susanne freut sich auf unser gemeinsames Leben, so wie ich natürlich auch. Sie ist dauernd mit Hochzeitsvorbereitungen beschäftigt.

Ich habe unsere Wohnung aufgegeben, am 02.12 ziehe ich bei Susanne und den Kindern ein.
Meinen Arbeitsplatz habe ich aufgegeben, daß hat sich ja in der Reha herauskristallisiert, daß ich dorthin nicht mehr zurückkehren werde. Ich habe 10 Jahre meines Lebens in einer Firma meinen Dienst getan, die die Würde eines Menschen mehr als mit Füßen tritt.
Wir werden uns auf selbstständiger Basis mehrere Sachen aufbauen, die sehr vielversprechend sind. Ich habe keine Angst vor der Zukunft. Susanne hat mich mit ihrer Stärke so beeindruckt, daß ich mir hier keine Sorgen machen werde.

Wenn es denn soweit ist, hoffe ich, daß Du und Ewald uns gemeinsam in unser neues Glück begleitet und als unsere Schutzengel immer schützend auf uns achten werdet.

Sollten doch einmal dunklere Wolken am Horizont aufziehen, so bitte ich Euch Beide, schiebt sie gemeinsam mit uns weg.

Susanne und ich werden heute mit meiner Familie Deinen ersten Himmelsgeburtstag besinnlich feiern und über die Vergangenheit reden. Es wird mir mein Herz dabei schmerzen, doch denke ich, auch das bist Du mir wert.

Die Zeit heilt nicht alle Wunden, sie lehrt uns nur, mit dem Unbegreiflichen zu leben.

Du wirst von mir geliebt und bleibst in meinem Herzen unvergessen.
Gerhard
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Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren. B.Brecht
Wir haben gekämpft und trotzdem verloren.

Die Zeit heilt nicht alle Wunden. Sie lehrt uns nur, mit dem Unbegreiflichen zu leben.
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