[ciangi]

lieber frank,
schön mal wieder etwas von dir zu "hören". nicht so schön, dass es dir nicht so gut geht. ich wünschte, ich könnte dir irgendwie helfen. aber wie bloß?
ich kann mir das gut vorstellen, dass dich die vergangenen monate nun einzuholen versuchen. man verdrängt einfach unbewußt so einiges. und das kommt dann irgendwie einmal wieder hoch. das ist wohl die psyche des menschen. wenn man seine ganze kraft braucht, dann kann man auch darüber verfügen- wenn es einem dann aber "besser" geht- dann kommt das alles wieder hoch um richtig verarbeitet zu werden. ich hoffe wirklich ganz doll, dass du es schaffst, mit der vergangenheit klarzukommen .
liebe inez, liebe martina, all ihr anderen, die ihr an mich denkt: es geht mir den umständen entsprechend gut. macht euch um mich keine sorgen. ich schaffe das schon. ich habe ja meine familie und sehr liebe freunde, die mir helfen, das alles ein wenig zu "verdauen". klar, die sache mit stefan liegt mir sehr, sehr im magen. er war halt noch so jung. und seine familie muß nun ohne ihn klarkommen. vor allen dingen tun mir ja die kinder so leid!!! sie bräuchten halt ihren dad so sehr.....aber das leben ist eben nicht gerecht. damit muß man sich eben abfinden. wie sagt meine oma immer?: jedes häusl hat sein kreuzl! leider bewahrheitet sich dieses sprichwort immer öfter, je älter ich werde.
meinem papa geht es sehr, sehr schlecht. er kann nun nicht mehr wasser lassen, stuhlgang ist auch nicht mehr. essen und trinken fast gar nicht. er ist nun dabei, zu verhungern und zu verdursten. ich glaube, er würde keine 40 kg mehr auf die waage bringen. wenn er spricht, muss man sein ohr ganz dicht an seinen mund führen, damit man ihn einigermaßen verstehen kann. dabei ist aber sein gehirn fit wie ein turnschuh. das ist, glaube ich, das allerschlimmste. weil er alles mitkriegt und genau weiß, wie es um ihn steht.
nun hat er auch immer so ganz schlimme schwitzattacken, so dass wir den arzt holen mußten, weil sie immer und immer wieder kommen. dieser saht, das sind entzugserscheinungen, weil er fast kein novalgin mehr zu sich nimmt. er hat nämlich gott sei dank fast keine schmerzen mehr. wir wollten ihm zwar wieder novalgin geben, damit der entzug nicht so schlimm ist, aber er behält sie nicht mehr drinnen. er muß sich jedesmal gleich wieder übergeben.
nun, ich hoffe nun wirklich von herzen, dass es nun endlich bald zu ende geht. ich wünsche niemandem auf der welt so eine siechtum, wie es mein papa zu erleiden hat.
alles liebe euch allen, noch einen schönen sonntag und bis bald wieder: monika