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Alt 10.08.2006, 22:15
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Rudolf Rudolf ist offline
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Registriert seit: 07.05.2003
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Standard AW: Nierenzellkarzinom 9 Wochen nach Diagnose noch keinen OP Termin-Hilfe

Hallo Jaqueline,
". . . wäre er nicht zum Doc gegangen, wäre der Krebs von alleine verschwunden . . ." jaja, zusammen mit Deinem Vater!
Ich kann mir aber auch vorstellen, daß der Schock die wirkliche Gefahr aus dem Bewußtsein drängen will, mit schnoddrigen Sprüchen.
Daß Krebspatienten selbst ihre Erkrankung verdrängen, kommt auch vor. Dahinter dürfte die Unfähigkeit stehen, mit einem so schwierigen Thema umzugehen. Ein unvorstellbares "unrealistisches" Ereignis wird mir unrealistischen Bemerkungen begleitet oder völlig ignoriert.
Eine 80jährige Frau mit offenem Brustkrebs sagte: "nein, nein, sowas wird mir der liebe Gott doch nicht antun. Ich war mein ganzes Leben lang anständig."

Mir scheint, Du bist der einzige realistische Mensch in Eurer Familie.
Natürlich, je länger die Zeit bis zur Operation, desto mehr Zeit hat der Krebs, weiterzuwachsen. Und Metastasen zu produzieren! Ist doch wohl negativ!?

Einerseits will Dein Vater nach 1 Woche wieder voll arbeitsfähig sein, andererseits spricht er vom Sterben. Wie paßt das zusammen?
Ich denke, daß ihm beim Gespräch in der Klinik morgen ganz klar seine Situation dargestellt wird. Mit allen Gefahren, aber auch allen Möglichkeiten.
Ich glaube, Du kannst ihm da gar nichts klarmachen, weil er es von Dir nicht hören will. Eigentlich schade.

Wurde ein Lungen-CT gemacht? Wegen Lungenmetastasen!
Wurde ein Schädel-MRT gemacht? Wegen Hirnmetastasen!
Wurde ein Skelettszintigramm gemacht? Wegen Knochenmetastasen!
Ohne diese Untersuchungen ist die Diagnose unvollständig. Auch ist das weitere therapeutische Vorgehen davon abhängig, es richtet sich nach der Gesamtsituation.

Der Nierenkrebs ist nicht prinzipiell unheilbar. Manche Krebsärzte sagen: es gibt keine unheilbaren Krankheiten, es gibt nur unheilbare Patienten.

Krebs verändert die Menschen. Manche halten ihn für ein Todesurteil, bereiten sich auf das Sterben vor und sterben dann auch. (Der Doktor hat's gesagt!)
Andere halten ihn für einen Stoß in die Rippen: Mensch wach auf! Was hast du bisher aus deinem Leben gemacht? Fang endlich an zu leben! Und sie tun es!
(Und die Ärzte sagen: das ist eine Spontanheilung, Glück gehabt. Und sie wissen nicht, daß der Patient sich selbst geheilt hat!)
Euch allen alles Gute
Rudolf
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Ich habe Krebs - aber ich bin gesund!
(Nieren-Op. Nov. 2000, Mistel seit Sept. 2001, anfangs >15 Lungenmetastasen, seit 2003 noch eine, seit 2006 ruhend, 2018 operativ entfernt)

Ich kämpfe nicht gegen den Krebs, sondern für das Leben.
Nein, ich kämpfe nicht, ich lebe!
Mein Krebs ist nicht mein Feind, er ist Teil meines Körpers. Ich will ihn verstehen.
Angst ist Gift für den Körper . . . . . und noch mehr für die Seele.
Entscheiden Sie sich für das Leben, sagte eine Psychologin . . .
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