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Alt 31.07.2006, 15:50
susaloh susaloh ist offline
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Standard AW: Wann kann ich wieder arbeiten????

Dies ist eine interessante Diskussion! Warum sollte man dich kritisieren, Elfi? Wir wissen doch, dass jede von uns unterschiedlich mit diesem "Sch...krebs" umgeht - seelisch - und auch die Therapie - körperlich - unterschiedlich verträgt. Da kann es doch nicht nur einen "richtigen" Weg geben!! Zum Glück haben wir die Wahl - im Gegensatz etwa zu den Amerikanerinnen! Wie ich aus einem amerikanischen Krebsforum weiß, müssen die ganz oft einfach weiterarbeiten, sonst steht gleich die ganze Existenz auf dem Spiel. Job und Krankenversicherung, oft auch gleich das Haus, denn mit Arbeitslosen- oder Krankengeld ist es nicht weit her. Man spürt beim Lesen den Druck, unter dem diese Frauen stehen. Das ist teilweise richtig hart und macht einem bewusst, wie gut es uns mit unserem sozialen Netz noch immer geht.

Ich selbst versuche den Mittelweg zu gehen. Tief in meinem Herzen brenne ich darauf, wieder mitten im (Arbeits-)Leben zu stehen. Mir fehlen die geistige Herausforderung, die Erfolgserlebnisse und die enge Zusammenarbeit mit meinen Kollegen. Ich hatte meine Stelle gerade erst eineinhalb Jahre. Vorher war ich ebenfalls krank und mehrere Jahre arbeitsunfähig. Nach einem Umzug aus dem Ausland und mit meinen Beschwerden hätte ich nie zu träumen gewagt, hier überhaupt jemals wieder im Arbeitsleben stehen zu können, besonders da ich auch sehr speziell qualifiziert bin. Aber dann fand ich meine Traumstelle und habe jeden einzelnen Tag dieser eineinhalb Jahre voll genossen. Doch als die Diagnose kam, war mir klar, dass ich, zunächst während der Chemo, auf keinen Fall arbeiten würde. Schließlich habe ich ja noch einen anderen Halbtagsjob, das berühmte "kleine Familienunternehmen" und letztendlich bin ich froh, dass ich die Chemo so gut vertragen habe, dass dieses in keinster Weise beeinträchtigt worden ist, im Gegenteil!

Meine Gesundheit geht mir 100% vor, aber ich werde mich auch nicht schonen bis zum Letzten, das liegt mir einfach nicht. Ich muss immer ein Ziel vor Augen haben und ordentlich powern können, sonst werde ich depressiv. Aber ich höre auf meinen Körper. So habe ich gelernt, auch mit Genuss und Inbrunst "abzuhängen" und zu "gammeln", wenn mein Körper das verlangt. Was die Arbeit angeht, warte ich einfach ab, wie oben ja auch schon geraten wurde. Falls es mir "zufällig" während der Bestrahlungszeit gut gehen sollte, wird mich nichts abhalten, im Büro zu erscheinen. Zum Glück wird mir niemand feste Stunden vorschreiben und ich kann auch vieles von Zuhause aus machen. Außerdem würde sich so die tägliche Fahrerei in die Stadt für die Bestrahlung wenigstens lohnen!

Sollte ich mich aber schwach und müde fühlen, werde ich halt den Herbst zu Hause genießen, so wie ich schon Frühling und Sommer aus vollen Zügen genossen habe, trotz Chemo!! Eine Zeitlang sah es so aus, als ob ich meine Stelle mit Vertragsende Ende 2006 verlieren würde. Das wäre sehr, sehr schade gewesen, aber ich wollte nicht verbittern darüber und hatte mir schon ausgedacht, was ich stattdessen alles unternehmen und tun würde (z.B. einen jungen Hund anschaffen!). Nun scheint mein Vertrag erstaunlicherweise verlängert zu werden. Jetzt gehe ich einfach mal davon aus, dass alles gut läuft und ich spätestens nach Bestrahlung und Reha wieder einsteigen kann!!! Um mir lange Mittagsruhen und andere gesundheitsfördernde Aktivitäten (z.B. Sport) leisten zu können, werde ich mir entsprechende Hilfe im Haushalt "einkaufen", und wenn mein halbes Gehalt dabei drauf geht! Ich glaube fest daran, dass ich eines Tages wieder ein völlig normales "Alltagsleben" leben werde, und der Glaube versetzt bekanntlich Berge!!

Liebe Grüße
Susanne

Geändert von susaloh (31.07.2006 um 15:54 Uhr)
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