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Alt 23.07.2006, 19:52
Michael_D Michael_D ist offline
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Standard AW: Nicht Kleinzelliges Bronchialkarzinom

Lieber Prinz Hennes,

ich respektiere Deine Entscheidung, keine Chemotherapie zu machen, ebenfalls. Auch wenn Du nicht die ganz exakte Diagnose geschrieben hast, so sind die Chancen, daß die Chemo hilft, vielleicht bei 20%, vielleicht bei 40% (Ausnahme kleinzelliger Lungenkrebs). Im Umkehrschluß bedeutet dies, daß 60 bis 80 Prozent der Patienten OHNE JEDEN THERAPEUTISCHEN EFFEKT behandelt werden - aber mit 100% der Nebenwirkungen. Aus diesem Grund lehnt unser Pneumologe (bei mir ist meine Mutter erkrankte) Chemo auch weitestgehend ab.

Die herrschende Meinung ist eine andere. Ich selbst bin auch pro Chemo eingestellt, weil ich glaube, daß diese bei uns geholfen hat (wobei man das nie so genau weiß). Man muß sich darüber im Klaren sein, daß eine Chemo bei Lungenkrebs im fortgeschrittenen Stadium nur für eine gewisse Zeit hilft - in den allermeisten Fällen bilden sich schnell Resistenzen und die Chemo wird wirkungslos.

Meine Mutter wird jetzt sein zweieinhalb Jahren gegen ihr metastasiertes Bronchialkarzinom behandelt - und ist aufgrund dessen schon fast eine Rarität. Sie bekommt am Dienstag bereits ihre 20. Alimta-Gabe - und ist diesbezüglich wiederum eine Rarität.

Wenn Du Dich doch noch für eine Chemo entscheiden solltest, dann solltest Du mit Deinem behandelnden Onkologen ganz in Ruhe darüber diskutieren, welche Therapie für Dich die richtige ist. Neben den Standard-platinbasierten Therapien gibt es noch eine ganze Reihe Chemotherapeutika der zweiten und dritten Generation, die als Monotherapie recht verträglich sidn. Für Dich muß nicht unbedingt Alimta die richtige Wahl sein. Aufgrund Deines jungen Alters könntest Du vielleicht an einer Studie mit einem neuen sogenannten Angiogenesehemmer (z.B. Bevacizumab (Avastin)) teilnehmen. Dieses Mittel verhindert die Bildung von Blutgefäßen im Tumor und unterbindet die Metastasierung. Ein Weg, der auf dem diesjährigen Kongreß der ASCO (American Society of Clinical Oncology) ausführlich besprochen wurde und der wahrscheinlich bald eine große Rolle in der Lungenkrebstherapie spielen wird.

Eine andere Möglichkeit wäre die Gabe von Tarceva (Erlotinib); da müßtest Du eine Tablette täglich nehmen, die Nebenwirkungen sind erträglich.

Alimta gibt es leider nicht als Tablette. Hier müßtest Du eine etwa 15minütige Infusion alle drei Wochen über Dich ergehen lassen (zusätzlich noch während der Therapie drei Tage lang Cortison nehmen, insgesamt 24mg verteilt auf drei Tage, Folsäure und ab und an eine Vitamin B12-Sprizte. Alles nicht dramatisch). Die Nebenwirkungen sind im Prinzip chemotypisch: meiner Mutter geht es ab etwa drei Tage nach der Therapie schlecht; sie ist müde, ihr ist übel, sie hat keinen Appetit. Etwa 7 Tage nach Therapie geht es ihr wieder besser. Hier noch ein Link zur Selbstinformation:

http://www.emea.eu.int/humandocs/PDF...-564-PI-de.pdf

Die Chance, daß Alimta so gut hilft wie bei meiner Mutter, ist sicher kleiner als 1 zu 10. Du mußt für Dich selbst entscheiden, welchen Weg Du gehen willst, und ich bewundere Dich für Deine Konsequenz. Das nötigt mir meinen größten Respekt ab.

Für Fragen aller Art stehe ich gern zur Verfügung!

Michael
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