Thema: Lungenkrebs
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Alt 19.06.2006, 20:43
Tini* Tini* ist offline
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Standard AW: Lungenkrebs

Liebe Danika !

Ich kann etwas nachvollziehen, wie es Dir geht - meine Mutter und meine Schwiegermutter sind beide in den letzten zwei Jahren an Lungenkrebs gestorben und wir haben sie in dieser schweren Zeit begleitet.
Es ist eine unglaublich schwere Zeit als Angehöriger, mit den Informationen, Statistiken und den Prognosen, die auf einen in dieser Phase einstürzen.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es wichtig ist, dem Betroffenen die Wahrheit über seinen Zustand zu sagen - allerdings nicht das, was Du im Internet, oder anderweitig gefunden hast, sondern das, was die Ärzte in seinem speziellen Fall herausgefunden haben. Aber auch von ihnen wirst Du vermutlich keine Prognosen bekommen, sondern nur eine Beschreibung des Zustandes und vielleicht eine Schätzung. Keiner weiß, wie lange Dein Mann mit dieser Krankheit leben wird, auch Du nicht.
Ja, vermutlich wird Dein Mann an dieser Krankheit sterben. Ja, er verliert vor Deinen Augen immer mehr an Kraft.
Aber heute lebt er.
Es ist so verdammt schwer, diese Tage trotzdem mit diesen geliebten Menschen fröhlich zu verbringen, aber es ist möglich. Und es wäre eine Vergeudung der Zeit, nicht zu lachen und nicht das Leben so weit es geht zu genießen.

Mein Vater hatte zum Einen nicht die Kraft, meiner Mutter zu sagen, was für eine Krankheit sie hat (sie hat es dann selbst herausgefunden) und zum Anderen brachte er nie den Mut auf, mit ihr darüber zu sprechen, was mit ihr passieren wird. Ich habe es getan und ich bin unglaublich froh über die Gespräche, die wir darüber geführt haben, es half mir, mit dieser Lage umzugehen. Ja, es ist unglaublich schwer, aber es erleichtert einem auch den Umgang mit der Situation - für beide Seiten. Denn ich nehme an, dass Dein Mann zumindest ahnt, was mit ihm los ist. Gespräche über seine Gedanken und Gefühle sind unglaublich wichtig - Du bist seine Frau und es ist ein unglaublicher Liebesdienst, ihm so zur Seite zu stehen.
Meine Mutter hatte keinen Mann, der ihr auf diese Weise zur Seite stand und sie war so unglaublich unglücklich darüber. Es ist schwer. Ja. Unsagbar. Aber wenn man sich überwindet, gibt es einem Kraft und Trost.
Und dass er arbeitet - er tut das für sich. Ein Stück Normalität in seinem Leben, dass er sich, solange es möglich ist, bewahren will. Es ist seine Art, mit dieser Situation klar zu kommen.
Natürlich solltet ihr die Zeit nutzen und seine Sachen regeln (das haben wir bei meiner Schwiegermutter gemacht - so schwer es auch war, aber nachher waren wir alle erleichtert).
Es gibt so einen schönen Satz: gib´ dem Leben nicht mehr Zeit, sondern erfülle die Zeit mit mehr Leben.

Ich verstehe sehr gut, dass Du wissen möchtest, wie es weitergeht - aber jeder geht einen anderen Weg, auch wenn sie sich auf den ersten Blick ähneln. Auch wenn mein Mann und ich wußten, was seine Mutter alles erwartete, wurden wir doch von vielem überrascht, im negativen, aber auch im positiven Sinn.
So lapidar es klingt: mache Dir keine Gedanken darüber, was passieren wird. Lebe den Augenblick. Jedenfalls sollte das die Grundlage werden, wie Du durch den Tag kommst.

Ich wünsche Dir einen schönen Abend.
liebe grüsse
tini
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