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Alt 13.06.2006, 14:13
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Loui Loui ist offline
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Standard AW: Bauchspeicheldrüsenkrebs mit Bauchfellmetastasen - läuft der countdown?

Hallo Frank,

so wie es schon Sonja geschrieben verlief es bei mir ähnlich. Papa wusste wie krank er war, ich wusste es auch. Behutsam haben mein Mann und ich versucht mit Papa über seine Krankheit und die ihm verbleibene Zeit zu reden – ohne Erfolg – er hat sofort abgeblockt. Erst als er selbst merkte dass es nicht aufwärts ging und er immer mehr und mehr abbaute folgten seine Worte: Die kriegen mich ja nicht mehr auf die Reihe“ und er fing dann mit den Dingen an wie: Sylvia, wenn was ist hast du eine Bankvollmacht von meinem Konto? Ansonsten müssen wir das sofort erledigen. Sylvia wenn was ist da und dort liegen die und die Sachen, du und in der Garage liegt noch das und jenes das gibst du wenn was ist dem und dem. Das Wort Tod oder sterben war für ihn „wenn was ist“.

Für mich war es furchtbar schwer dass Papa nicht mit mir über das sterben und seine Ängste reden konnte, es hätte mir und ihm vermutlich das gehen und loslassen erleichtert. Vier Tage vor seinem Tod sass ich an seinem Bett und hab mit ihm (mal wieder) über das Hospiz geredet. Er wollte nicht hin seine Worte: ich leg mich doch nirgends zum sterben hin. Ich hab ihm gesagt dass ihm nicht mehr viel Zeit bleibt weil seine Krankheit sehr schlimm ist. Erst da sagte er mir dann dass er bis zum Schluß gehofft hätte dass die Ärzte ihm helfen könnten aber da es nicht mehr der Fall sei er nun bereit wäre in ein Hospiz zu gehen. Ich sass an seinem Bett, Tränenüberströmt und er sagte zu mir. Sylvia hör auf zu weinen meine Zeit ist gekommen. Dieser Satz gibt mir inzwischen Kraft wenn ich mich die Trauer mal wieder überkommt.
Dein Papa weiss dass er gehen muss, jeder Mensch spürt das nur darüber reden können nicht alle. Leider waren die beiden Hospize voll und er starb dann im Krankenhaus. Nein, nicht alleine sondern begleitet von mir, meinem Mann, seinem Bruder und seinem besten Freund. Wir haben ihn gestreichelt und geküsst ihn gehalten, ich denke er hat es sicher gespürt da er die letzten zwei Tage nur noch an der Morphiumpumpe hing und keine Reaktion mehr von sich gab.

Deine Mama reagiert verständlicher Weise anders als du. Du wirst deinen Papa verlieren, sie ihren Mann mit dem sie vermutlich die letzten 30-40 Jahre verbracht hat. Die Liebe zwischen Mama/Papa ist sicherlich anderes als die Liebe zwischen Eltern/Kind. Sie kann noch nicht loslassen und du solltest ihr das auch nicht aufzwängen. Sie geht mit der Situation so um wie sie es für richtig hält und wie sie es verarbeiten kann. Das solltest und musst du respektieren und akzeptieren.

Das mein Papa nicht mit mir geredet hat, hat mir viele schlaflose Nächte eingebracht weil ich es einfach nicht verstanden habe. Inzwischen denke ich, halt, wie ginge ich mit der Situation um.

Dir und deiner Familie viel Kraft für die kommende Zeit, liebe Grüße, Sylvia
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PAPA (+26.02.2006 ) die Hoffnung dich wiederzusehen gibt mir die Kraft zu leben, in Liebe, deine Tochter Sylvia