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Alt 11.06.2006, 15:07
tharau tharau ist offline
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Ort: Hessen
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Standard AW: gekämpf, gehofft und doch verloren....

Liebe Sabine,

nicht ohne Traurigkeit habe ich deinen thread gelesen,
ich habe so manche Parallele gesehen zu dem Leidensweg
meines Mannes.

Er starb am 20. dezember 2005 an Lungenkrebs. Am Tag vorher
sprachen wir mit der Ärztin über Krankenhaus-Entlassung noch vor
Weihnachten, er fühlte sich kräftig genug.
Am frühen Morgen kam der Telefonanruf: "Können Sie gleich kommen?"
Ich war bei ihm, als er gegangen ist.

Sabine, ich habe gemerkt, daß keiner, der es nicht selbst erlebt hat,
verstehen kann, was in dir oder in mir oder in anderen Hinterbliebenen
vor sich geht. Wir verstehen es ja selbst kaum.
Viele fragen:" Wie gehts dir?"
Wie soll man diese Gefühlsschwankungen beschreiben?
Du denkst, heute ist ein ganz guter Tag, und plötzlich überfällt es dich-
jemand hat es das "Trauertier" genannt. Und genau so plötzlich
kann es manchmal auch wieder weg sein.

Ich habe 2 Kinder, 12 und 16 Jahre alt, beide in der Pubertät.
Ich bin froh und glücklich, daß ich sie habe, ich kann mich nicht
ganz in der Trauer vergraben.
Andererseits habe ich oft das Gefühl, diesen ja ganz normalen
Machtkämpfen momentan nicht gewachsen zu sein.
Dann wünsche ich mir, meine Trauer mehr ausleben zu können.
Geht es dir auch so?

Ich gehe auch ab und zu aus, so wie du, habe das gleiche
schlechte Gewissen, aber ich weiß auch, daß unser Leben doch
weitergehen muß.
Mein Berthold war immer ein geselliger Mensch, und ich denke nicht,
daß er sich eine nur noch traurige Familie wünscht.
Dafür hat er doch nicht gelebt.

Auch dein Mann würde sicher nicht wollen, daß seine Familie
jetzt nur noch traurig ist.

Trotzdem wünscht man sich seine Lieben zurück, ich verstehe dich
sehr gut.
Ich wünsche dir viel Kraft.

Liebe Grüße

Ulrike
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