Einzelnen Beitrag anzeigen
  #98  
Alt 11.05.2006, 01:42
Benutzerbild von Geli-Emilie
Geli-Emilie Geli-Emilie ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 20.10.2005
Ort: Asslar
Beiträge: 250
Standard AW: Schlaf gut Papa...

Liebe Shesha,

ich weiß nicht, wie alt Du bist, aber ich vermute, noch ziemlich jung. Und umso schwerer ist es natürlich, ein solches Erlebnis zu ertrage. Ich selbst habe meine beiden Eltern durch Krebs verloren - mein Vater war 52 und hatte Speiseröhrenkrebs.

Erwarte bitte am Arbeitsplatz nicht allzu viel Verständnis für lange Trauer. Erstens ist es oft ein "Tabu-Thema", zweitens gibt es zu viele Berührungsängste (wie Du sicher schon selbst festgestellt hast), drittens - so hart es klingt - fühlen sich die Kollegen "genervt" durch trauernde Mitarbeiter, weil sie es nicht nachempfinden können und oftmals hilflos und verständnislos sind. Das kann so weit gehen, dass man unterstellt, die Trauer als Grund für Drückebergerei vor der Arbeit anzunehmen.

Das ist hart, aber es ist so. Mein Tipp an Dich: versuche, Deinen Job als Ablenkung zu betrachten, der Dich von der eigenen Trauer etwas distanziert und versuche, Dich jetzt ganz besonders auf Deinen Arbeitsplatz zu konzentrieren. Wende Deine Energie geballt auf gute Leistung. Vielleicht fragst Du mal den einen oder anderen Kollegen, ob er sich überfordert fühlt von Deinen Gefühlen. Das gibt eine neue Basis im Gespräch und vielleicht auch einen neuen Ansatz. Vielen trauernden Hinterbliebenen hat es geholfen, sich in Arbeit zu vergraben.

Zwar ist es nicht angebracht, Probleme zu verdrängen, aber im Bereich Arbeitsplatz ist es allemal besser. An Deiner Stelle würde ich dieses Thema weitgehend unterlassen, zumal es ja wirklich in den privaten Bereich gehört und lieber in der Freizeit versuchen, eine Lösung zu finden. Es wäre sicherlich nicht im Sinne Deines Papas, wenn Du nun auch noch den Arbeitsplatz verlieren würdest.

Alles Gute wünsche ich Dir!
Geli
Mit Zitat antworten