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Alt 28.01.2003, 22:31
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Standard Krebs und Gerechtigkeit

Hallo zusammen,

am letzten Mittwoch ist meine Omi nach einer elfmonatigen Lungenkrebs-Erkrankung gestorben - heute war die Beerdigung.
In dieser Situation befasst man sich zwangsläufig mit dieser Frage, warum so etwas passiert und warum Menschen eine solche Krankheit zugemutet wird.

Um es vorweg zu nehmen: Ich weiß es nicht! Ich kann heute noch nicht sagen, dass ich mir _ganz_ sicher bin! Aber ich bin ein sehr gläubiger Mensch und mein Glaube hat mir in schweren Stunden sehr weitergeholfen.

Ein weises Zitat lautet:
>>Vergiß nicht:
Jede Wolke, so schwarz sie auch sein mag,
hat doch ihre Sonnenseite.<<
(Friedrich Wilhelm Weber)

Dieser Satz hat mir sehr geholfen! Ich weiß nicht, warum meine Oma gehen musste und diese Krankheit bekommen musste, aber auch wenn ich es momentan nicht verstehe, hat es meiner tiefsten Überzeugung nach - so hart es auch klingen mag - auch seine positive Seite. Wir Menschen können leider nicht alles verstehen, was wir gerne verstehen würden - und wahrscheinlich würden wir in einem Moment der Trauer auch gar nicht das nötige Verständnis aufbringen.

Manchmal aber auch stelle ich mir die Frage, wie die Welt wäre, in der es nur Freud gäbe und kein Leid. Wäre sie - oder vielmehr die Menschen - nicht stumpf und ohne Empfindungen? Ich weiß es nicht! Und ich werde in meinem Leben nicht mehr auf eine Antwort kommen - das wird keiner. Mein Glaube aber fängt mich in schweren Stunden auf! Auch hierzu möchte ich gerne noch ein Gedicht von Margaret Fishback Powers hier hinterlassen, das mir aus der Seele spricht und immer, wenn ich es lese, Gänsehaut bei mir verursacht:

Spuren im Sand

Eines Nachts hatte ich einen Traum: Ich ging am Meer entlang mit meinem Herrn. Vor dem dunklen Nachthimmel erstrahlten, Streiflichtern gleich, Bilder aus meinem Leben. Und jedesmal sah ich zwei Fußspuren im Sand, meine eigene und die meines Herrn.

Als das letzte Bild an meinen Augen vorübergezogen war, blickte ich zurück. Ich erschrak, als ich entdeckte, daß an vielen Stellen meines Lebensweges nur eine Spur zu sehen war. Und das waren gerade die schwersten Zeiten meines Lebens.

Besorgt fragte ich den Herrn: "Herr, als ich anfing, dir nachzufolgen, da hast du mir versprochen, auf allen Wegen bei mir zu sein. Aber jetzt entdecke ich, daß in den schwersten Zeiten meines Lebens nur eine Spur im Sand zu sehen ist. Warum hast du mich allein gelassen, als ich dich am meisten brauchte?"

Da antwortete er: "Mein liebes Kind, ich liebe dich und werde dich nie allein lassen, erst recht nicht in Nöten und Schwierigkeiten. Dort wo du nur eine Spur gesehen hast, da habe ich dich getragen."
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