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Alt 21.04.2006, 03:28
Barbara25 Barbara25 ist offline
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Unglücklich AW: Mein Papa (49) liegt im Sterben

Hallo hexe und all die anderen,

schon lange lese ich in diesem Forum mit und als ich Deinen Bericht las, dachte ich, Du sprichst mir aus der Seele.
Die Diagnose meines dads (Nierenzellkarzinom) bekamen wir am 25. März vor 2 Jahren, an dem Tag, als meine Oma starb, die wir zu Hause pflegten. Anfangs konnte ich es nicht glauben, ich spüre noch diese Wut... Dann die OP, es sah sehr schlimm aus, Metastasen in der Lunge, der Hausarzt sagte, es geht schnell. Dann die vielen Höhen und Tiefen. Sehr lange waren wir der Überzeugung es wird alles wieder. Mein Vater sagte, er habe keine Metastasen(wollte keinen bei den Arztterminen dabei haben), der Hausarzt log uns auch an. Die Chemo verträgt mein dad nicht, wäre fast an einem anaphylaktischem Schock gestorben. Trotz der Chemo, der ständigen Berg- und Talfahrten glaubte ich daran, dass er gesund wird, keine Metastasen hat. Obwohl ich Krankenschwester bin und es besser wissen müsste. Aber ich glaubte, was ich glauben wollte. Immer wieder diese Phasen, ca. 4wöchentlich brach ich zusammen, da kamen wieder diese Ängste, diese Wut, diese Hilflosigkeit und mein Optimismus, den ich wohl besser Verdrängungstechnik nennen sollte, setzte kurzzeitig aus.
Nun haben wir es geschafft, uns über 2 Jahre hinweg irgendwie durchzukämpfen mit dem Glauben an ein Wunder, mit Verdrängen,beiseite schieben... - doch es wird zusehends schlechter, er baut immer mehr ab, gibt sich auf. Doch ich kann und will es immer noch nicht richtig wahrhaben. Obwohl ich es nun ganz sicher weiß, im letzten Arztbrief stand: massive Progredienz der Lungenmetastasen...
Sie können nichts mehr für ihn tun.

Ich fahre nach Hause, meine Mutter weint sich bei mir aus, mein Vater schimpft über dies und jenes, gibt sich auf, dann der ständige Streit zwischen meinen Eltern, dazu noch der Stress mit meinem Bruder und seiner Freundin, mein anderer Bruder verweigert den Kontakt zu meinem dad -und jeder meint, ich könnte alles wieder richten. Ich höre mir alles an, sage, wir schaffen das schon, irgendwie, versuche stark zu sein, da zu sein. Dann steige ich ins Auto und kaum bin ich weg von zu Hause breche ich zusammen.

Wenn mein dad allerdings über seine Krankheit reden möchte, bin ich leider oft nicht stark genug, oft scheint er das Gefühl zu haben, mich trösten zu müssen, doch eigentlich sollte ich ihm Kraft geben... Ich weiß einfach nicht mehr weiter... So gerne würde ich mit ihm über seine Ängste vor der Krankheit, vor dem Tod sprechen, doch ich schaffe es nicht, mir laufen sofort die Tränen und ich mache dicht, und was tut mein Vater? Er reißt Witze um mich aufzuheitern... Inzwischen erzählt er mir von seinen Beschwerden und ich tu das alles so oberflächlich ab, ich kann einfach nicht anders...

Jetzt sind es schon 2 Jahre, die wir von der Erkrankung wissen, doch haben wir die Zeit genutzt? Sie ist so schnell vorbei und jetzt, er will nicht mehr... Am 30.04.2006 wird er 65, ich seh schon wieder alle weinen, weil es wohl sein letzter Geburtstag mit uns sein wird... Doch eigentlich sollten wir es ihm schön machen. Doch wie???

sorry, alles etwas wirr...

Liebe Grüße
Barbara
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