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Alt 18.04.2006, 08:27
eternity_76 eternity_76 ist offline
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Standard AW: Schwanger in der Chemo

Liebe Melanie.
Als ich meine Diagnose bekam war ich in der 21. Schwanger. Wir haben uns mit sehr vielen Ärzten unterhalten. Babynotärzte, Humangenetiger, Onkologen. Die meiste Hilfe bekam ich aber von einem lieben Nachbarn, er ist selbst Narkosearzt und hat zwei behinderte Kinder. Er riet uns davon ab dieses Kind zu bekommen.
Mal von Anfang an:
Der Arzt gab mir ohne Chemo noch eine bis max. 2 Wochen zu leben.
Also informierten wir uns wie das Kind in der 22. Woche überleben könnte. Sie räumten bem Baby, ab der 23. Woche eine minimale Chance ein. Aber der Preis dafür wäre extrem hoch gewesen. Es wäre wohl mit intensiv Medizin Lebensfähig gewesen, aber auch schwerst Behindert.
Wir entschieden uns zu einer sofortigen Geburt. Christian kam mit 19 cm und 490 gr auf die Welt. Er starb kurz danach in meinen Armen.
Es gab einen Onkologen der sagte, eine Chemo wäre auch während einer Schwangerschaft möglich, aber das wäre nicht wirklich realistisch. Für ihn war die Faszination "ausprobieren" höher als der Wert diesesBabys.
Alleine schon mein natürliches logisches Denken riet mir ab. Eine Chemo soll alle Zellen die am wachsen sind daran hindern und abtöten. Auch wenn ein Baby einen eigenen kleinen Blutkreislauf hat, und z.B. nicht an AIDS erkranken kann (theoretisch laut diesem Arzt!) ist das Risiko enorm hoch.
Ich möchte Dich nicht beeinflussen. Diese Enscheidung kannst nur Du alleine treffen. Aber wenn Du eine ehrliche Meinung möchtest; dann lass es.
Ich bereue meine Entscheidung nicht. Ich weiß das mein Sohn sterben mußte um mir, meinen Kindern und meinem Mann eine zweite Chance zu geben. Aber es gab gar keine andere Möglichkeit.
Du kannst das auch noch mal in Ruhe nachlesen, gehe einfach auf den Link weiter unten.
Ich weiß wie schwer es für Dich sein muß und Du hast mein ganzes Mitgefühl hierfür.
Du hast ab der 8. Woche das Recht Dein Kind zu beerdigen. Das war uns sehr wichtig. Aber auch wenn es grausam klingt noch ein Hinweis:
Wenn Du Dich gegen das Kind entscheidest und es beerdigen möchtest MUSST Du Dich darum kümmern und in der Klinik bescheid sagen. Du wirst auch keinen Totenschein bekommen, denn in Deutschland gelten tote Babys erst am 500 gr als wirkliches Leben.
Ansonsten werden dieses kleinen Würmchen eingeäschert und anonym auf einem Friedhof beigesetzt. Es gibt auf vielen großen Friedhöfen einen solchen Platz, auf dem (in Heidelberg und Darmstadt 3 mal im Jahr) die Babys beigesetzt werden.
Ich weiß wie grausam und gefühllos das jetzt klingen muß wenn Du das liest, aber Du solltest wissen was auf Dich zu kommt, und mir persöhnlich war die Bestattung sehr wichtig.
Du kannst Dich gerne mal bei mir melden.
Ich drücke Dir die Daumen das Du wieder gesund wirst, wie auch immer Du Dich entscheidest.
Viel Glück und ein dickes Paket Kraft für Dich.
Sanny

Geändert von eternity_76 (18.04.2006 um 09:33 Uhr)
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