Einzelnen Beitrag anzeigen
  #125  
Alt 03.04.2006, 08:38
Benutzerbild von AndreaS
AndreaS AndreaS ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 09.02.2005
Ort: SB
Beiträge: 837
Standard AW: Trauernde Männer?

Und nun?

Nun ist der Tag da, vor dem du dich so sehr gefürchtet hast lieber Steffen. Seltsam, das erstemal heut morgen bin ich tatsächlich wach geworden und so ziemlich mein erster Gedanke galt dir bzw. deinem Robert.

Ich weiß nicht, was ich dir sagen kann, um dir den Tag heute etwas erträglicher zu machen. Ich weiß es wirklich nicht, finde die Worte nicht so gut wie Briele, ausgerechnet, wo sie immer daran zweifelt bei bestimmten Themen nicht mitreden zu können. Vielleicht fehlt mir die Unbefangenheit, diesmal quasi auf der anderen Seite, ich kann ahnen, wie es dir geht, wirklich wissen kann ich es nicht.

Dennoch gehen mir einige Dinge nicht aus dem Kopf. Auch das hat Briele gestern bereits angesprochen. Der Papst. Wer war der Papst, was weiß ich von ihm? Ehrlich gesagt, nichts, bzw. nur das, woran ich durch das Medienspektakel nicht drum herum komme. Ich werde also quasi „gezwungen“ zu wissen, wann er gestorben ist. Hab keine Chance, es nicht zu registrieren.

Und Robert? Robert, den ich leider persönlich nie kennen gelernt habe. Was weiß ich von ihm?

Ich weiß, wie Robert aussieht, nicht, weil es die Medien wollten, sondern ich. Und du hast ihn mir gezeigt. Ich weiß, dass er einen Bruder hat, der nun alleine ist, dein anderer Sohn. Hat der Papst Geschwister? Keine Ahnung! Ich weiß, dass Robert leidenschaftlich gerne Fußball gespielt hat. Hat der Papst jemals Fußball gespielt, hoffentlich, aber wissen tue ich es nicht. Ich weiß, dass Robert und sein Bruder ihre eigene Bude hatten, wohl behütet im Elternhaus, aber für sich, alleine, um in Ruhe erwachsen werden zu können. Das haben ihre Eltern möglich gemacht. Ein Traum, der nicht vielen Jugendlichen erfüllt wird.

Und ich weiß noch etwas von Robert. Dass er einen wunderbaren Vater hat, der ihn sehr vermisst, der seine Jungs, seine Familie über alles liebt und der nun jeden Tag aufs Neue versucht, nicht an dem Schmerz zu zerbrechen. Der versucht, den Rest Leben zu erhalten, zu funktionieren, den Sinn wiederzuerkennen und Frieden zu finden. Ich weiß, dass der tolle Vater von Robert trotzt seinem Kummer versucht, auf die Liebe im Herzen zu hören, die ihm bleibt, dass er versucht, aus dieser Liebe wieder Kraft zu schöpfen. Ich weiß, dass der tolle Papa von Robert ganz oft die richtigen Worte findet, um andere an der Hand zu nehmen und zu sagen: Komm, spring auf. Wir schaffen das.

Ja, das alles weiß ich von Robert. Und ich hoffe, noch viel mehr von ihm zu erfahren, ihn noch lebendiger werden zu lassen in meinem Herzen.

Dein Robert hat Spuren hinterlassen Steffen, bei mir und vielen anderen hier.

Ja Robert, du hast einen tollen Vater und ich weiß, dass du sehr stolz bist, sein Sohn zu sein. Hilf ihm ein wenig, pass auf ihn auf, dass er sich nicht verirrt in seinem Schmerz!

Und nachher stoßen wir auf dich an. Möge es dir gut gehen, dort wo du jetzt bist!

Ich umarme dich, lieber Steffen, und hoffe, dass du gut durch diesen schweren Tag kommst

LG
Andrea
__________________
Που να 'σαι τώρα που κρυώνω και φοβάμαι
και δεν επέστρεψες
Mit Zitat antworten