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Alt 26.02.2006, 09:14
Simone W. Simone W. ist offline
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Standard AW: Bauchwasser ??

Ihr Lieben ,
mein Vater ist gestern mittag zu Hause gestorben .
Morgens um 5 Uhr rief meine Mutter mich an , Papa sei vom Sofa gefallen (er wollte lieber dort schlafen ,weil er da besser liegen könne) und sie könne ihn nicht alleine aufheben . Als mein Mann und ich weniger Minuten später dort waren , konnten wir meinen Vater vom Boden aufheben und gemeinsam ins Bett legen . Er konnte nicht mehr alleine laufen !
Zwei Stunden später rief meine Mutter wieder an , Vater sei sehr unruhig und versuche ständig aus dem Bett aufzustehen , er könne aber nicht einmal mehr den Kopf alleine heben .
Wir fuhren wieder hin . Er war sehr unruhig , konnte schlecht atmen und nur schwer sprechen . Alle Versuche , ihn zu beruhigen oder im Bett zu halten , waren schwierig. Er kämpfte...und sagte er wolle sterben.Ich sagte ihm , das könne er beruhigt tun - es sei in Ordnung.
Wir riefen meinen (!) Hausarzt an , da am Wochenende bei uns auf dem Land nur ein Notdienst da ist , den verschiedenste fremde Ärzte versehen . Der Hausarzt meines Vaters war nicht erreichbar.
Mein Arzt ist eine Seele von Mensch und er kam schnell .
Er gab meinem Vater eine Schmerzspritze und fand nach langem Suchen noch eine intakte Vene für eine Infusion. Aber er sagte uns gleich , daß mein Vater noch am gleichen Tag sterben werde. Seine Beine waren schon blau marmoriert-ein Zeichen dafür daß der Kreislauf zentriert sei,d.h. nur noch die wichtigsten Organe durchblutet seien.
Nachdem die Infusion und die Beruhigungsspritze wirkten ,schlief er schnell ein und atmete eine Weile ruhig und tief , dann zwei Mal schwer und ein letztes Mal tief aus. Dann -nach etwa 15 Minuten- war es vorbei. Er hatte nicht mehr lange kämpfen und leiden müssen.
Während der ganzen Zeit waren meine Mutter,mein Mann und ich an seiner Seite , hielten seine Hand , streichelten ihn und sprachen mit ihm.
Ich sagte ihm , daß er nun nicht mehr leiden müsse und im Himmel seine Eltern und seine verstorbene Schwester wieder treffen würde.Und daß wir bald nachkämen. Es war ein friedlicher,würdiger Abschied - dank unseres lieben Hausarztes.
Der Mann meiner Cousine arbeitet bei einem Schreiner und Bestattungsunternehmen , so daß wir schnelle Hilfe damit hatten . Sie zogen Papa seinen schönen Anzug der Goldenen Konfirmation an und da lag er ganz friedlich schlafend in seinem Sarg.
Die Pfarrerin segnete ihn aus und die ganze Familie versammelte sich .
Obwohl ich weiß , daß seine Qualen endlich zu Ende sind , ist der Schmerz unerträglich . Alles , jedes Detail im Haus meiner Eltern erinnert an ihn ...
Jetzt müssen wir erst mal die Beerdigung vorbereiten und Foralitäten erledigen und dann kommt die große Leere ohne ihn.
Ich bin so stolz auf ihn , wie würdig er alles getragen hat .
Er hat den Krebs besiegt , denn der Krebs ist mit ihm gestorben !
Ich hatte den besten und tollsten Vater der Welt und ich bin froh und dankbar ,diesen Menschen an meiner Seite gehabt zu haben .
Eure traurige Simone
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