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Alt 23.02.2006, 07:54
shalom shalom ist offline
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Standard AW: Rippenfellkrebs

Liebe Natiff,

wir haben uns schon mal in einem anderen Thread "Pleuratumor" am 31.12.05 getroffen. Du weißt, ich bin Laie und kein Mediziner.

So wie ich das sehe, ist ein "Chemozyklus" eine Folge von mehreren Chemoterminen, danach macht man eine Pause, um den Körper regenerieren zu lassen.

Appetitlosigkeit, Übelkeitsgefühl und Mattigkeit ("Fatigue-Syndrom") sind im Allgemeinen "üblicher" Bestandteil der Nebenwirkungen von Chemos.

Der Körper und auch die Seele sind durch eine derartige Chemo sehr geschwächt und gestresst. In den Chemophasen bleibt daher nicht viel Spielraum für weitere medizinische Behandlungen als die Bekämpfung der Schmerzen, der Übelkeit und der Appetitlosigkeit.

Da Rippenfelltumore raumgreifend sind, engen sie die Bewegungspielräume anderer Organe im Brustraum und Bauchraum ein. Wo bisher z.B. freies Ausbreiten der Lunge beim Aus-/Einatmen möglich war, ist nun kaum Raum mehr. Das verursacht Stichschmerzen.

Man kann es in einschlägigen medizinischen Bildern eines Mesothelioms im Internet nachschauen ("danach geht es einem meist seelisch nicht so gut") oder aber mit Hilfe der Erläuterung eines CT-Bildes von einem Mediziner erläutern lassen, wo und wie sich überall die Pleuraschwarte ausbreitet und einengt.

Auch kann - wie bei meiner verstorbenen Frau - der Tumor die Rippenknochen infiltrieren. Zudem: Wird der Herzbeutel durch den Tumor in seiner Ausdehnung behindert, kann das Herz nicht mehr ordentlich arbeiten, das hat dann Konsequenzen für die Arbeit der Leber und der Niere (ggf. gibt es einen Leberstau). Können diese beiden wichtigen Organe jedoch über eine gewisse Zeit nicht mehr richtig arbeiten ("entgiften") kommt es zu irreversiblen Zerfallsprozessen. Auch diese medizinschen Folgeerscheinungen des Mesothelioms verursachen ggf. Schmerzen.

Daher ist neben der Chemo vor allem die Schmerztherapie sehr wichtig.

Was die OP angeht, hast Du Dir bereits Deine Gedanken gemacht und ich mich in meinem vorigen Beitrag geäußert.

Bitte mißverstehe die Mediziner nicht, sie sind Naturwissenschaftler und wollen konsequent durch eine Operation SEHEN und ABSCHÄTZEN, was mit dem Tumor zu machen ist. Sie sind nicht in erster Linie auf die mit der Krankheit verbundenen seelischen Probleme eines Kranken eingestellt, sondern rational abschätzend auf medizinische Prognose und Therapie von komplexen Krankheitsbildern spezialisiert.

Was ich als Laie gelesen, gehört und gesehen habe, ist in der Zusammenfassung:

Ist der Tumor großflächig im Brustraum verteilt und mit Knocheninfiltration verbunden, wird man keine Chance haben, den Tumor restlos zu entfernen. Ist er eindeutig sehr lokal begrenzt kann eine Operation Sinn machen. Laßt Euch mal die gemachten CTs zeigen und und die Ausbreitung des Tumors durch die Fachärzte erläutern, BEVOR Ihr Euch FÜR eine Operation entscheidet.

Ich schrieb am 31.12.05 im Thread "Pleuratumor":

Daher spielt sicher die verbleibende Zeit und die Erhaltung der Lebensqualität eine entscheidende Rolle. Es sollte der Patient entscheiden, ob er sich einer OP und/oder einer schweren Chemo unterziehen möchte. Beides, OP und Chemo, sind starke Belastungen für den Kranken und die Angehörigen. Diese Belastungen sind zu tragen, wenn man genau weiss, dass die Heilung erreicht werden kann. Weiß man das jedoch nicht, so kann jeder Tag Lebensqualität ohne OP oder Chemowirkungen ein wertvolles Geschenk sein.

Die ärztliche Vorgehensweise: Versuch der OP und der Chemos ist die EINE Sache, die ANDERE ist die selbstverantwortliche Entscheidung des Kranken über seine verbleibenden Lebenstage, die mittels Schmerzmitteln durchaus noch gute Lebensqualität haben können, auch wenn irgendwann das Atmen zunehmend schwerer werden wird.


Liebe Grüße und viel Kraft

Shalom
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Es ist nicht genug zu wissen, man muß es auch anwenden.
Es ist nicht genug zu wollen, man muß es auch tun.


(Johann Wolfgang von Goethe)
"Wilhelm Meisters Wanderjahre", 3. Buch, 18. Kapitel

Geändert von shalom (23.02.2006 um 08:52 Uhr)
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