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Alt 02.01.2006, 20:00
margit b. margit b. ist offline
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Standard AW: Viiiiiiiele Fragen!

Liebe Fussel,

dass deine Mutter deprimiert ist, ist vollkommen normal. Bei Diagnosestellung hatte sie sicher keine Zeit, sich wirklich darüber klar zu werden, was diese Diagnose bedeutet. Ihr ganzes Leben hat sich mit einem Schlag verändert und es geht wirklich ums Überleben. Diese Phase macht wohl jede Betroffene durch.

Anfangs haben mir auch die Statistiken schreckliche Angst gemacht. Aber irgendwann hab ich für mich beschlossen, dass ich auf der guten Seite der Statistik bin. Schließlich muss ja da auch jemand sein! So wie du schon selber geschrieben hast, sagt eine Statistik nichts über den Einzelfall aus. Schließlich bekommen wir ja auch nicht wirklich 1,4 Kinder!

Ich will dich ja jetzt einen Tag vor der Chemo nicht verunsichern, aber die Standard-Therapie für Eierstockkrebs ist Carboplatin/Taxol. Warum bekommt deine Mutter nicht diese Chemotherapie? Hat sie irgendwelche Vorerkrankungen die dagegensprechen? Wie alt ist deine Mutter?

Wie sie die Chemo wirklich vertragen wird, das kann euch im Vorfeld auch niemand sagen. Ich bekam 6x Carboplatin/Taxol und hab die Chemo eigentlich recht gut vertragen. Natürlich war ich oft ziemlich müde, aber ich hab meinen Haushalt und meine Familie versorgt. Sicher waren Tage dabei, wo nicht alles perfekt war und wo auch mal der Pizzaservice zum Einsatz kam, aber ich hab selber die Wäsche gemacht und das Haus geputzt.

Ganz wichtig für mich war, dass ich nicht ans Haus gebunden war, sondern auch mal unter Leute gekommen bin. Ihr werdent recht bald erkennen, dass während der Chemo verschiedene Abschnitte sind. In den Tagen nach der Chemo war ich sehr müde und schlapp, aber mir war nie übel. In der zweiten Woche waren dann meist die Blutwerte nicht so gut, da ist es dann schon mal vorgekommen, dass ich nicht unter die Leute gegangen bin. In der dritten Woche ist es mir dann meist wieder gut gegangen. Zweimal haben wir diese Woche für einen Kurzurlaub genützt. Natürlich sind die Nebenwirkungen jeder Chemo verschieden, es kommt jetzt darauf an, welche Chemo deine Mutter bekommt. Und auch dann ist noch lange nicht gesagt, dass sie alle möglichen Nebenwirkungen auch haben muss. Wie gesagt, "Jeder Mensch ist einzigartig".

Ein Spaziergang ist eine Chemo sicher nicht, aber man kann trotzdem gut damit leben. Aber ich war sehr stolz auf mich, dass ich auch während meiner Chemo so gut zurechtgekommen bin und für meinen Mann und meine beiden Kinder da sein konnte und keine Hilfe gebraucht habe. Natürlich hab ich mich wegen der OP auch noch geschont und Arbeiten wie z.B. schwere Wäschekörbe schleppen hab ich meinen Kindern überlassen. Wichtig ist, dass ihr eurer Mutter zeigt, dass ihr für sie da seid, wenn sie euch braucht. Nehmt ihr nicht alle Entscheidungen ab und behandelt sie nicht wie ein rohes Ei!

Meine Diagnose war im April 2003 (pT3c) und ich bin bis jetzt von einem Rezidiv verschont geblieben. Vielleicht macht das eurer Mutter ein wenig Mut.

Wenn du weitere Fragen hast, dann stell sie einfach. Aber bitte mach nicht jedesmal ein neues Theam auf, es ist dann einfach übersichtlichter und man kann auch etwas nachlesen.

Alles Gute für deine Mutter und dich!

Recht liebe Grüße
Margit
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