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Alt 31.12.2005, 17:03
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DaskleineÄnnchen DaskleineÄnnchen ist offline
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Standard Hallo Mister Gott, hier spricht Anna

Also erstmal der Reihe nach:
Larissa,
ich war bis jetzt erst einmal in meinem Leben auf einer Beerdigung und dass war von einer ehemaligen Grundschullehrerin von mir. Ich habe zu ihr einfach nicht so die Bindung gehabt, bin da halt hingegangen weil alle aus der damaligen Klasse von ihr hingegangen sind.
Ich konnte mir auch nicht vorstellen, dass sie im Sarg lag...
Das schlimmste für mich war ihrem Mann und ihren zwei Kindern mein Beileid auszusprechen. Die standen da und immer is wer hin und hat ihnen die Hand geschüttelt und ich fands irgendwie so schrecklich, weil ich wusste, dass ihnen das Beileidwünschen von wildfremden Menschen ja eh nix bringt.
Als mein Opa gestorben ist, war ich ca 6 Jahre alt. Ich hab ihn gesehen wie er in seinem Krankenbett lag (er hatte lungenkrebs und ist zuhause gestorben) und tot war.
War irgendwie schlimm, ihn tot zu sehen, ich hab auch immer von ihm geträumt und konnte die Wohnung meiner Oma gar nicht mehr betreten..naja...des is ja jetzt eigentlich wurscht.
Also, hm....ich bin ja der festen Überzeugung, dass es ein Leben nach dem Tod gibt, dass der Körper der irgendwie nur der Balast der Seele war zurückgelassen wird....es ist komisch, wenn man denkt, dass ein geliebter Mensch jetzt aufeinmal in dem Sarg liegt, wos kalt und dunkel is....
Aber letztendlich ist das, was der Mensch war, was er immer noch ist, nicht in diesem Sarg, es ist da wo es schön ist.
Ach, es ist so schwer sowas zu beschreiben.
Du hast geschrieben dass dein Vater das Tor gesehen hat, ich finde das sooo toll, sooo beruhigend!!!
Meine Mutter hatte auch einmal ein (fast) Nahtoderlebnis und was sie mir erzählt hat war einfach toll....alles fällt von einem ab, du fühlst dich gut, du lässt los, du lässt deinen Körper zurück, der deiner Seele eine Hülle war, aber DU, der MENSCH der DU BIST, lebt weiter.....glücklich und zufrieden.
Ich finde es sooooo toll, dass du deinem Vater so zur Seite gestanden bist....er hat gemerkt dass er nicht allein ist, er hat gemerkt, dass ihr ihn gehen lasst, er konnte gehen und er hat es entlich geschafft.
Die Beerdigung wird sicher schwer für dich, aber denk immer daran: Es ist nicht das Ende!!! Es ist der Anfang für deinen Vater, ein neues und besseres Leben wartet auf ihn....
Denk immer daran, dass er da ist, in jeder Erinnerung von dir, er ist überall....
Und in Gedanken bin ich am Mittwoch bei dir...
Hier noch ein Gedicht:
--------------------------------------------------------------------------------

" Steh' nicht weinend an meinem Grab,
ich bin nicht dort unten,
ich schlafe nicht.

Ich bin tausend Winde, die weh'n,
ich bin das Glitzern der Sonne im Schnee,
ich bin das Sonnenlicht auf reifem Korn,
ich bin der sanfte Regen im Herbst.

Wenn Du erwachst in der Morgenfrühe
bin ich das schnelle Aufsteigen der Vögel
im kreisenden Flug.

Ich bin das sanfte Sternenlicht in der Nacht.
Steh' nicht weinend an meinem Grab,
ich bin nicht dort unten,
ich schlafe nicht."



Tochter88,
schön dass du den Weg zu uns gefunden hast, wir werden versuchen dir soviel Trost wie möglich zu geben....
Deine Geschichte klingt sehr traurig und schlimm.....du und dein Vater ihr habt viel mitmachen müssen....
Du hast geschrieben, dass du ihn in der Zeit in der er dich am meisten gebraucht hat im Stich gelassen hast...
ABER DASS STIMMT DOCH GAR NICHT!!!!!
Du warst in seiner schwersten Zeit da, du warst bei ihm im Krankenhaus, du hast seine Hand gehalten, du hast ihn aufgemuntert als es ihm schlecht ging, du hast dich mit ihm ausgesöhnt - dass was ihm in den letzten vier jahren am wichtigsten war!!! Er ist zwar alleine gestorben, aber er wusste dass er mit dir im Reinen war!!!
Du warst für ihn da und er wusste es!!!
Ich finde dass total toll von dir!!!
Du brauchst dir wirklich kein schlechtes Gewissen machen, denn wenn dein Vater sprechen könnte, er würde sagen: Ich konnte mich mit meiner Tochter aussöhnen und sie war für mich da, obwohl wir starke Differenzen hatten!
Was kann es schöneres für ihn geben, als dass zu wissen`?
Anna

Nun zu mir:
Papa geht erstaunlich gut mit der Nachricht der OP um, er wird die OP machen, kümmert sich aber nicht weiter drum (in seiner hypochonderzeit hätte er panisch das internet nach Infos abgesucht).
Hm.
Heute Abend gehe ich zum Leidwesen meiner Eltern nicht weg (sogar Papa meinte dass ich weggehen soll), aber mir ist nicht nach feiern zumute...irgendwie....ich werds mir zuhause mit DAddy und Mama gemütlich machen!!!
Aber: Wenn wir angestossen haben um 12, werd ich meinen Arsch vor die Tür bewegen und eine Rakete abschießen!!!
Ich wäre nicht die dramatische Anna, wenn ich nicht folgenden Grund dafür hätte:
Ich werde einen Zettel an die Rakete hängen, auf dem mein größter Wunsch steht und die Rakete wird dann in den Himmel geschossen, nach oben zu Mister Gott und wenns explodiert, dann wird er meinen Wunsch lesen und ihn vielleicht erfüllen....
Ihr wisst was ich mir wünsche, aber "PST", ich sags nicht, sonst geht er nicht in Erfüllung!!!

Jedem von euch wünsche ich:

Ich wünsche Dir:
Eine Freude für jeden Tag,
einen Engel auf jedem Weg,
ein Licht in jede Dunkelheit.
Eine Türe, die sich dir öffnet,
und einen Menschen, der dich liebt.

Edith Oertel


Dass nächstes Jahr ein besseres wird für uns alle, dass wünsch ich euch!!!

Larissa, in jeder Feuerwerksexplosion am Himmel wird dein Vater sein und auf dich herabschaun!!!

Rutscht gut und fallt nicht hin, und wenn doch: Dann steht wieder auf!!!
Eure Anna (die dramatische)
__________________
Dies ist ein
Akt der Verzweiflung
Ein stummer Schrei
Eines Menschen voller Leid und
seiner Wunde die nicht heilt
Es ist ein
letzter Kampf gegen das woran es liegt
Wie ein Vogel mit nur einem Flügel der bestimmt nicht fliegt

Geändert von DaskleineÄnnchen (31.12.2005 um 17:07 Uhr)