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Alt 18.12.2005, 09:41
Simönchen Simönchen ist offline
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Standard AW: ohne Abschied gegangen

Liebe Peggysue,
eine unglaublich schwere Situation in der du steckst. Scheinbar hast du nicht mehr die Möglichkeit Dinge zu klären über die nie gesprochen wurde. Mir geht es da ähnlich. Alle "formalen" Dinge konnte ich mit meiner Mutter(sie ist mit 58 Jahren am 23.11. an BSDK gestorben) noch klären wie Ablauf der Beerdigung usw. Allerdings gab es zwischen uns auch Dinge die einfach "offen" blieben. Ein paar Tage vor der Beerdigung wurde mir klar das ich diese Dinge niemals klären kann. All die Verletzungen und schlimmen Momente die ich durch die Alkoholabhängigkeit meiner Eltern erfahren mußte lagen wie offene Baustellen auf meiner Seele. Ich habe aber eine Möglichkeit gefunden mich zu befreien indem ich alle meine Gedanken in einem Brief festgehalten habe und diesen mit ins Grab gegeben habe.

Jeder Mensch hat seine eigene Art mit so einer schweren Krankheit umzugehen. Dein Mann hat die Verdrängung gewählt warscheinlich war dies die einfachste Variante für Ihn. Meine Mutter hat niemals geweint, auch ich war wenn sie dabei war sehr tapfer und mich läßt das Gefühl nicht los das wir uns Gegenseitig um unsere Gefühle betrogen haben. Vielleicht wollte sie mir aus Liebe ihre Tränen nicht zeigen. Vielleicht war ihr nicht bewußt das sie sterben wird ?
Wir Angehörigen verlangen von uns selbst einfach übermenschliches. Wir kämpfen wie die Löwen und wenn wir den Kampf verloren haben machen wir uns auch noch Vorwürfe."Was wird von mir erwartet?", "Was hätte ich besser machen können?" Eigentlich alles Quatsch.... denn wir haben gemacht was in unserer Macht stand und wir dürfen nicht vergessen das das Abschied nehmen von einem geliebten Menschen das Schwerste ist was es gibt.

Während der Pflege meiner Mutter war ich auch sehr "professionell": Da ich lange in der Altenpflege gearbeitet habe wußte ich auf was es ankommt. Als Schutz sah ich meine Mama oftmals nur als Patientin. Ich konnte nicht glauben dass dieser Mensch meine Mutter war wie ich sie kannte sie hatte 55kg abgenommen in dieser Zeit. In den letzten 2 Wochen nahm sie nichts mehr wahr und erkannte nur in wenigen Momenten wer um Sie war.
Um meine Gefühle zu ordnen und Unterstützung in der Trauer zu bekommen habe ich mir einen Therapheuten gesucht. Vielleicht könnte dies auch eine kleine Hilfe für dich sein liebe Peggysue?

Fühl dich von uns allen ganz ganz kräftig gedrückt

Liebe Grüße Simone
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