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Alt 18.11.2005, 20:11
Melli Melli ist offline
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Registriert seit: 02.08.2004
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Standard AW: Für meine Mum...

hallo peggy

lang ist es her das ich das letzte mal etwas geschrieben habe...
mir gehts es so.....naja....50/50

und schon wieder steht das fest der liebe vor der tür und meine gefühle sind
unverändert.

wenn ich in den geschäften bin und mein verlobter sagt "komm lass uns mal nach weihnachtsdeko gucken" dann will ich mich zusammenreissen und es versuchen...
sobald ich die ganzen lichter sehe...die deko...sterne etc...schiessen mir die tränen in die augen und ich muss von dort weg....es ist unverändert schwer..

ich denke jeden tag an mom...aber es ist schon "besser" geworden etwas.

aber dann gibt es wieder so momente wie heute...auf einmal ist es da, das gefühl so weit weg von dir zu sein und dieses harte auftreffen in der realität.

wieder ein weihnachten ohne sie...

dieses jahr sind paps und ich bei der familie von meinem schatz...mal schauen wie es wird. aber ich vergleiche einfach zuviel...einfach alles vergleiche ich mit mama..und das tut weh immer wieder aufs neue...

papa geht es genauso, er ist zwar noch mit ingrid "zusammen" aber er war vorgestern bei mir und kam rein und weinte...er vermisst mom so sehr, sagte er hat es so gut gehabt und jetzt sei alles anders, manchmal nicht auszuhalten, er ist stark und versucht seinen weg zu gehen....doch innerlich sieht es schlimm aus.

morgen fahren wir zu mama und bringen ihr blumen...

ansonsten ist alles gut so weit ich das sagen kann, ich bin glücklich mit marco und er stärkt mich wo es nur geht, nur jetzt gerade zum beispiel ist er im wohnzimmer und guckt tv...ich denke er ist raus gegangen weil er gesehen hat das ich nach langer zeit meine alten beiträge durchgelesen habe und die tränen liefen...ich denke es ist für ihn auch nicht leicht zu sehen das es mir manchmal so schlecht geht und er nicht wirklich etwas tun kann...ich denke er will mich etwas "in ruhe" lassen das ich unbeschwert weinen kann ohne mich zusammen zu reissen weil ich nicht allein bin.

ich glaub ich werde nie über den verlust von mama wegkommen...egal wieviele tage es auch gibt an denen ich nicht weine...der tag an dem wieder alles rauskommt, kommt .... und ich denke das ist auch gut so.

ich versuche damit zu leben und versuche so gut es eben geht alles auf die reihe zu bekommen...nur es holt mich jeden tag wieder ein, denn es gibt soviele situationen und momente wo sie einfach so verdammt wichtig wäre und sie so sehr fehlt.

oft laufen die tränen auf der arbeit weil lieder kommen die mich an soviele dinge erinnern...oder ich einkaufen gehe und dinge sehe die genau ihr geschmack gewesen wäre und für diesen bruchteil einer sekunde kommen diese gedanken wie früher "darüber würde sie sich aber freuen" ... "das muss ich ihr erzählen" etc. und dann steht man dort im geschäft, sieht ein mädchen mit ihrer mama entlang gehen und dann überkommt einen wieder diese wut, dieses fiese gefühl es frisst etwas von innen deinen magen auf und man ist neidisch auf das was dieses mädchen hat..und dann ist da nur noch diese riesen leere im magen und man steht mit tränen in den augen vor diesem regal und würd am liebsten nicht mehr fühlen wollen weil es so weh tut..

ich versuche immer so gut es geht meinen weg zu gehen und mich nicht runter zu ziehen..aber diese sache ist leider viel schwerer wie aussenstehende vielleicht meinen, es ist so schlimm für mich keine mama mehr zu haben, ich höre meine kolleginnen auf der arbeit von ihren müttern reden, allein dieses selbsverständliche in ihren worten, diese leichtigkeit in ihrem leben die ich so sehr vermisse, ich höre wie sie sich über ihre mütter ärgern oder mit ihnen shoppen waren oder sie zum essen dort hinfahren nach der arbeit etc...

...all diese für andere menschen alltäglichen sachen finden bei mir nicht mehr statt..und man fühlt sich in diesen momenten so ausgegrenzt, so allein in dieser weiten welt, und ob man es will oder nicht, da ist es dann wieder dieses gefühl...dann verschwinde ich auf toilette und versuche mein weinen zu unterdrücken da ich ja auf der arbeit bin..

dann stehe ich so vor dem spiegel, schaue mich an wie ich da stehe und meine tränen nicht aufhalten kann, und wünschte mich auf der stelle zu ihr.

diese dinge sind sehr schwer und bis jetzt noch nicht besser geworden, eher schlimmer, denn man vermisst sie immer mehr, umso mehr zeit verstreicht...

ich habe viele bilder von ihr, doch ein video von ihr aus dem urlaub kann ich mir noch immer nicht anschauen, obwohl die sehnsucht danach sie in bewegung zu sehen, ihre stimme und ihr lachen zu hören so stark ist, ist die angst davor noch grösser. ein seltsamer konflikt in mir...bis jetzt fühle ich mich noch nicht so stark dies zu sehen denke ich..obwohl ich auch angst davor habe es noch weiter auf die "lange bahn" zu schieben, da ich denke es wird später noch schwieriger sein sie wieder "lebendig" zu sehen...da man sich so an die unbewegten bilder gewöhnt hat und damit auch gut umgehen kann...

ach ja...so ist das...so lange zeit ist vergangen und trotz allem sitze ich wieder hier und weine um sie, weine um meine nicht mehr vorhanden familie
und der schmerz ist unverändert.

die letzte zeit habe ich es oft das ich abends im bett liege und schlafen will und auf einmal kommen diese bilder aus vergangen tagen, dann höre ich ihre stimme so echt das ich das gefühl habe sie sitzt neben mir, dann muss ich weinen und kann nicht mehr schlafen, das hab ich die letzte zeit sehr oft und dann renne ich hier durch die wohnung und versuche den kopf frei zu bekommen, auch wenn es schöne dinge sind die mir durch den kopf gehen, sie tun sehr weh und ich brauche meist sehr lange um in den schlaf zu kommen.

ich habe mich sehr verändert seit sie fort ist, ich bin nicht mehr so unbeschwert wie früher, denke viel nach, manchmal zuviel....

entdecke immer neue "knoten", geschwollene lymphknoten und wurde mehrmals von den ärzten abgespeist mit worten wie "ach das ist schon nix" etc..

ich fühle mich unverstanden und traue den ärzten einfach nicht, egal was sie mir sagen, für den moment ist es gut, doch 1 std später denke ich wieder "was ist wenn er sich vertan hat" etc...

und dieses ungute gefühl wurde bestätigt durch einen onkologen der sagte mir das mein knoten am hals kein muskel sei, wie mein doch so toller hausarzt über 4 monate meinte....ich war 6 mal bei ihm und immer wieder sagte er "nein das ist ein muskel" auch als ich ihm sagte es tut nichts weh und krank sei ich auch nicht etc....und ihn sogar auf lympdrüsenkrebs direkt angesprochen habe meinte er noch es sei zu 100% ein muskel....

der onkologe lachte nur als er das hörte...

nun muss ich gucken ob er grösser wird...versuche die gedanken an dieses ding zu verdrängen...versuche den kopf frei zubekommen..nur einfach ist das nicht, aber dies ist ein anderes thema...aber auch etwas was schwer an meiner substanz nagt...diese angst vor dieser fiesen krankheit krebs....

aber ich denke damit muss ich lernen zu leben, eine mama zu haben die so schrecklich schlimm leiden musste und so aufgefressen wurde durch diese krankheit ist nicht einfach und die angst wird bleiben denke ich, man achtet auf alles und denkt gleich an das schlimmste....

ich habe ja schon fast ein ganzes buch geschrieben =)

...werde jetzt mal zu meinen schatz gehen und ein bisschen kuscheln, das brauch ich gerade.

ganz liebe grüsse an dich peggy! schreib mal was von dir, wie es dir geht!

melli

www.elke-jaitner.de
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...Meine Mama ist im Alter von 44 Jahren am 14.07.2004 an einem Imflammatorischen Karzinom, Wirbelsäulen- und Lebermetastasen gestorben. Von der Diagnose bis zum Tod blieben uns nur 3 Monate...

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