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Alt 02.11.2005, 22:26
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AndreaS AndreaS ist offline
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Registriert seit: 09.02.2005
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Standard AW: Verzweiflung - hört das nie auf?

Hallo Andrea,

du hast Recht mit allem, was du schreibst. Auch ich habe vorher nicht wirklich gewusst, was es bedeutet, wie schrecklich weh es tut.

Ich persönlich möchte auch nicht, dass alle Welt mit mir trauert. Das geht ja gar nicht, sie haben ja nicht verloren, was ich verloren habe. Aber von vermeindlichen Freunden, von Leuten, die "im alten Leben" sich Claus Freund genannt haben, hätte ich erwartet, dass es sie noch interessiert. Dass E R sie noch interessiert. Dass sie nicht in brutaler Weise vorleben (ich sage es jetzt bewusst etwas überspitzt) dass ein Freund austauschbar ist, der eine ist tot, macht nichts, wir haben noch genug andere. (und diese kranken Gedanken hört man als noch nicht greise Witwe auch immer wieder als "Trost" -ach du wirst schon noch einen "neuen Mann" finden, spinne ich oder die?)

Du weißt aus meinen Beiträgen, dass wir nach wie vor feiern, dass wir versuchen trotz der offenen Wunde ums Herz, so oft wie möglich fröhlich zu sein. Die Menschen, die uns nicht meiden, feiern und lachen mit uns, sind aber genauso bereit, die Tränen, die zwangsläufig an solchen Abenden früher oder später doch fließen, zu akzeptieren, eventuell sogar diese mit uns zu teilen. Und sie geben uns Zeit. Sie setzen uns nicht unter Druck, nur weil die Monate vergehen. Das ist der Unterschied.

Weißt du, wenn deine Gegenüber merken, dass es dir an einem Tag nicht so gut geht, tut es doch schon gut einfach einmal zu hören: Gell, es dauert lange? Oder - jetzt kommt die schlimme Jahreszeit, ich kann mir vorstellen, dass dann alles wieder schlimmer wird.. o.ä. Muss tatsächlich erst im eigenen Leben eine Katastrophe eintreten, um sich diese Kleinigkeiten ganz einfach nur vorstellen zu können?

Und bei Euch ist es wahrscheinlich noch schlimmer dieses fehlende Fingerspitzengefühl. "Erwachsene Töchter, die bereits ihr eigenes Leben leben, wie können die ihrer Mama oder ihrem Papa so lange nachtrauern. Da müsste doch mit der Beerdigung alles wieder im Normalbereich sein."

Du hast wie gesagt Recht. Man sollte nicht zu hart verurteilen. Möchte ich auch nicht. Aber ein wenig hart bin ich schon geworden und einige gemeine Gedanken kommen mir schon und eine gewisse Genugtuung (hoffentlich versündige ich mich nicht...) wenn ich mir vorstelle, dass sie es alle noch fühlen werden. Früher oder später sind sie alle dran. Und ich könnte mir vorstellen, dass bei manchen ein spätes Entsetzen darüber eintreten wird, wenn sie an ihr einstiges Verhalten zurückdenken.

Diesen Vorwurf muss ich mir zum Glück nicht machen lassen. Wirklich begriffen, wirklich verstanden habe ich den Schmerz der anderen nicht, das gebe ich zu, das würde man auch nicht ertragen, aber ich habe es versucht, ehrlich versucht und habe mich nicht gescheut,da zu sein auch auf die Gefahr hin, dass der Trauernde mich bittet zu gehen...

Wieder leicht verzettelt geschrieben, ich hoffe, ihr versteht trotzdem

LG
Andrea
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Που να 'σαι τώρα που κρυώνω και φοβάμαι
και δεν επέστρεψες
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