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Alt 08.12.2002, 23:58
Gast
 
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Standard Hatte mein Vater Schmerzen trotz Morphium?

Liebe Gaby, liebe Iyonne,
Ihr sprecht mir so aus der Seele und ich bin froh heute endlich diesen Chat gefunden zu haben. Mein Vater ist an Darmkrebs gestorben vor 7 Jahren, ein Tag vor Weihnachten,ich war 23 Jahre alt. Und jedes Jahr in der Adventszeit kommen die Erinnerungen. Man hat den Krebs bei meinem Vater erst im Endstadium
entdeckt, im November, da war ich hochschwanger. Dann hieß es, er würde nur noch vier Wochen leben. Ich hatte meine zwei Tage alte Tochter Sophie im Arm und wußte nicht wohin mit meinen Gefühlen. Das mein Papa sterben sollte, war unvorstellbar für mich. Ich habe ihn dann mit Sophie im Krankenhaus besucht, er bekam schon so viel Morphium, daß er immer öfter kurzzeitig nicht ansprechbar war. Er lag schon im Sterben. Als ich ihm sein Enkelkind in den Arm legte, strahlte sein ganzes Gesicht, richtig lebendig sahen seine Augen aus und plötzlich klingelte er Sturm nach der Schwester. Sofort kam die ganze Mannschaft in sein Zimmer- die dachten sicher er stirbt- Ärzte, Schwestern, bestimmt fünf Mann. Als sie meinen Papa so sahen mit Baby im Arm und so stahlend, blieben sie wie verwurelt stehen. Er sagte: "Gucken Sie mal, daß ist meine Enkeltochter Maria Sophie und im Frühjahr gehe ich mit ihr spazieren." Das war so furchtbar. Alle waren irgendwie versteinert und mein Papa strahlte das schlafende Baby an. Zwei Nächte darauf ist er gestorben, früh um vier. Ich war nicht bei ihm. Das macht mit bis heute zu schaffen. Ich ertrage den Gedanken nicht, daß er vielleicht qualvoll und allein gestorben ist. Als ich dann morgens um sieben ins Krankenhaus kam, sagte die Schwester nur "Er wollte nicht sterben".
Liebe Yvonne, warst Du bei Deinem Vater, als er starb? Und hattest Du auch Angst? Ich hatte immer so Angst, wenn ich im Krankenhaus dieses letzte Zimmer am Gang betrat, dieser Geruch, der Anblick, meine Hilflosigkeit. Erst wenn ich Papa's Hand nahm wurde es besser.
Das ist jetzt alles schon 7 Jahre her und eigentlich geht es mit ganz gut. Ich finde nach wie vor Kraft, Antworten und Trost im Glauben und in der Musik. Aber jedes Jahr in der Adventszeit läuft der alte Film wieder ab. Ich rede dann viel mit meiner Mutti und wir sind uns dann immer sehr nahe. Das ist eigentlich schön.
Ich wünsche Euch eine gesegnete Adventszeit
Eure Claudia
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