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Alt 06.10.2005, 00:18
Jazzy Jazzy ist offline
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Registriert seit: 18.09.2005
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Standard AW: Ich komme nicht drüber hinweg

Liebe Miezimaus,

erst einmal lieben Dank für deine tröstenden Worte.
Die Beisetzung war schon, ich habe mich leider beim Datum verschrieben. Es war der 14.05.2005...doch das Gefühl ist noch so, als wenn es erst vor 2 Wochen geschehen ist. Ich weiß, ich muss mich damit abfinden, aber es fällt mir immer noch schwer mit seinem Tod Frieden - ich denke das ist der richtige Ausdruck - zu schließen.

Es war für mich ein richtiger Schock, denn ich war ja in dem Glauben, dass es aufwärts geht und er sich nur stabilisieren muss. Er hat alle, bis auf meine Stiefmutter, aus seiner Krankheit herausgehalten. Durch die großen Entfernungen war das nicht so schwer. Sie wollten auch nicht, dass wir Kinder sie besuchen, ich war die Einzige, die zu Weihnachten zu einem kurzen Besuch kommen durfte. Ich glaube, sie wussten wie viel Sorgen ich mir mache und wollten mich beruhigen, da ich innerhalb der nächsten 5 Monate meine Abschlussprüfungen für meine Umschulung vor mir hatte. Es hat mich auch beruhigt, er meinte, es gibt schlimmere Krankheiten und er hat ja keine Metastasen. Er müsse halt jetzt sein Leben umstellen.

Die Prüfungen waren auch der Grund, warum sie mir nichts gesagt haben, ich hätte hier alles abgebrochen. Mein Bruder hat es irgendwann erfahren, dass es ihm schlechter geht. Er durfte mir nichts sagen.

Ich kann gar nicht ausdrücken, wie es mich erschüttert, dass mein Vater sich nichts anmerken lassen hat. Immer wieder hab ich meinen letzten Besuch vor Augen und höre noch seine Stimme von unserem letzten Telefongespräch.

Es gab keinen Abschied und auch keinen Abschied bei einer Beisetzung, da er eine anonyme B. wünschte. Und die ging dort nur komplett ohne Angehörige. Es ist so als wenn es gar nicht geschehen ist. Als wenn er noch da ist. Wahrscheinlich fällt es mir deshalb so schwer mich damit abzufinden. Und ich weiß, er war noch nicht bereit zu gehen.

Das Einzige, was mich tröstet ist, dass er nicht mehr ins Krankenhaus musste und dass er in den Armen meiner Stiefmutter einschlafen durfte. Sie hatten eine sehr innige Ehe und ich versuche sie zu trösten, wie es in meinen Möglichkeiten steht. Trotzdem bin ich immer in Sorge, wie sie das Erlebte verkraftet.

Jetzt ist meine Antwort länger geworden als ich gedacht habe und es sind wieder mal viele Tränen geflossen. Ich weiß auch gar nicht, ob es der richtige Ort ist seine Trauer niederzuschreiben. Hier sind so viele Menschen, die tapfer ihre Krankheit bekämpfen. Ich wünsche allen Betroffenen ganz viel Kraft diese Krankheit zu besiegen.

Und Miezimaus, wir müssen tapfer sein und irgendwann akzeptieren was geschehen ist.

Liebe Grüße Jazzy
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